Quer­den­ken auf Telegram

Der Kampf gegen die Insti­tu­tio­nen, das Miss­trauen gegen die Regie­rung, Behör­den, Polizei und auch die Wis­sen­schaft gehört für Quer­den­ken zum Stan­dard­pro­gramm. In ihrer jüngs­ten Rund­mail gab die Bewe­gung vom Stamm­sitz Stutt­gart aus Anlei­tun­gen zur Orga­ni­sa­tion soge­nann­ter „Spa­zier­gänge“ – also in der Regel nicht ange­mel­de­ter und damit ille­ga­ler Ver­samm­lun­gen. „Kurz­fris­tig ver­än­derte“ Termine soll es geben, „gemein­sa­mes Singen“ vor Kirchen, auch in Part­ner­bör­sen für Demons­tra­tio­nen gewor­ben werden. Wich­tigs­ter Kanal mit 58.000 Abon­nen­ten bleibt für „Quer­den­ken-711“ der Mes­sa­ging-Dienst Tele­gram. Dort und auch in anderen sozia­len Medien wird viel­fäl­tig gepos­tet und Inhalt aus anderen Kanälen geteilt: Hass gegen den „auto­ri­tä­ren kapi­ta­lis­ti­schen Staat“, der Amok laufe, dem „die Kon­trolle ent­glei­tet“. Bayerns Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder etwa wird dort zum „Hass­pre­di­ger“ erklärt, der eine „Hetz­jagd auf unge­impfte Men­schen eröff­net“, die Polizei mit der Stasi ver­gli­chen. Wobei auf­fällt: Anlei­hen für die Argu­men­ta­tion werden bewusst immer wieder auch im linken Spek­trum genom­men – etwa bei der Linken-Poli­ti­ke­rin Sahra Wagen­knecht. Zen­tra­les Feind­bild in der Ampel­ko­ali­tion ist der neue Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauterbach.

Wichtig für die Ein­ord­nung der Szene: „Die selbst­er­nannte Quer­den­ken-Bewe­gung ver­liert an Bedeu­tung gegen­über rechts­ra­di­ka­len Mobi­li­sie­run­gen“, wie der For­scher Mat­thias Quent vom Insti­tut für Demo­kra­tie und Zivil­ge­sell­schaft Jena beob­ach­tet hat. Deut­lich sicht­bar sei dies bei­spiels­weise an der rechts­extre­men Grup­pie­rung „Freie Sachsen“, die auf Tele­gram inzwi­schen 121.000 Abon­nen­ten hat. Hier wird weit deut­li­cher noch gegen eine ver­meint­li­che „Corona-Dik­ta­tur“ aus­ge­teilt. Sach­sens Minis­ter­prä­si­dent Michael Kret­schmer wird zum „Des­po­ten“ erklärt, die Bun­des­po­li­zei zu „Truppen der Ber­li­ner Zen­tral­re­gie­rung“. Es ist eine gefähr­li­che Ver­schie­bung zu gewalt­be­rei­ten Akteuren.

Auch Bodo Schiff­mann als wich­tige Figur der Szene teilt auf seinem Kanal Alles Ausser Main­stream viele rechts­extreme Inhalte. Und beflü­gelt den Kampf gegen eine Polizei, die Corona-Pro­teste auflöst: „Sie exe­ku­tie­ren die Order des Systems. Sie prügeln, quälen, erfas­sen, ernied­ri­gen und ver­fol­gen fried­fer­tige Men­schen.“ m.m.

 

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