Monitoring Januar:
Systempresse
Ob „Lügenpresse“-Rufe vor dem ZDF-Hauptstadtstudio und dem SWR-Funkhaus in Stuttgart, Plakate gegen die sogenannte „Systempresse“ oder Bedrohungen von Medienschaffenden bei Protesten und Aufmärschen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: Die Feindseligkeit gegenüber etablierten Medien und ihren Vertreterinnen ist sehr präsent.
Bereits 2021 wurde Deutschland in der internationalen Rangliste der Pressefreiheit heruntergestuft – wegen der vielen Übergriffe auf Corona-Demonstrationen. Der Journalist Julius Geiler beschreibt auf gegneranalyse.de, wie Medienschaffende auf den radikalisierten Protesten bedroht werden und was dies mit dem Vorwurf der „Lügen-“ und „Systempresse“ zu tun hat, der jetzt zwar wieder Konjunktur hat, aber dessen Geschichte als politischer Kampfbegriff weit zurückreicht.
Die Systempresse …
... ist als Schmähruf genauso wie als Mittel der Abgrenzung für selbsternannte „alternative“ Medien wichtig. Hinter dem Begriff Systempresse verbirgt sich die Unterstellung, etablierte Medien würden willfährig als Sprachrohr der Politik oder gar auf Bestellung berichten und die eigentliche Wahrheit – etwa angeblich tödliche Folgen der COVID-19-Impfung oder die prinzipielle Dysfunktionalität des demokratischen Systems – verschweigen und so die Bevölkerung manipulieren.
Dabei gibt es in Deutschland eine Reihe von Regeln, die eine freie und unabhängige Presse garantieren sollen – genauso wie eine möglichst wahrheitsgetreue Berichterstattung. Die Journalistin Anne Fromm erklärt in ihrem Artikel, was seriöse Medien von „alternativen“ unterscheidet und welche Regeln es für seriösen Journalismus gibt.
Wenn die etablierten Medien angeblich lügen und verschweigen, heißt das im Umkehrschluss, dass „alternative“ Medien dies nicht tun. Sie sehen sich häufig als Aufklärer und Verkünder der Wahrheit. Der Vorwurf der Systempresse kann der Selbstvergewisserung dienen, wenn die eigene Sichtweise sich in den etablierten Medien kaum wiederfindet. Argumenten, die dem eigenen Weltbild widersprechen, muss nicht inhaltlich widersprochen werden, dem Überbringer der unliebsamen Botschaft wird schlicht die Glaubwürdigkeit abgesprochen. Es ist die mit der Pandemie einhergehende Infodemie aus Verschwörungserzählungen und Fake News, die vor allem radikale Positionen befeuert und Argumente und Fakten kaum zählen lässt.
Lesen Sie in unserem Januar-Monitoring, wie NachDenkSeiten, Uncut-News.ch, RT DE, Qlobal-Change auf Telegram, Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand und Auf1TV, die Schmährede von der Systempresse aufgreifen.