Monitoring Februar:
Widerstand als Pflicht
Auch wenn derzeit der Angriffskrieg Wladimir Putins auf die Ukraine alles andere überschattet, wollen wir Ihnen das Februar-Monitoring zum Thema „Widerstand als Pflicht“ nicht vorenthalten – es entstand vor der dem russischen Überfall. In unserer kommenden März-Ausgabe werden wir uns darum intensiv mit der Darstellung und Kommentierung des Krieges in der Ukraine in den Gegenmedien widmen.
Die Corona-Proteste haben sich in vielen Regionen weiter radikalisiert: von unangemeldeten Aufmärschen, die als „Spaziergänge“ ausgegeben werden, über Angriffe auf Medienschaffende bis zu Fackelaufzügen vor Politiker-Wohnungen. Dabei dient Corona vielen lediglich als Anlass; insbesondere im Osten Deutschlands mobilisieren häufig Rechtsextreme für diese Aufmärsche, die ihr Ziel eines Systemumsturzes kaum verbergen.
Der Rechtsextremismusforscher David Begrich stellt dazu im Interview fest: „Zu beobachten ist eine Radikalisierung, die einhergeht mit einer inhaltlichen Verschiebung weg vom Thema Corona-Maßnahmen und Impfkritik und hin zu einer politischen Agenda: Corona-Maßnahmen und Impfpflicht stehen da für ein übergriffiges politisches System, das es zu beseitigen gelte.“
Widerstand als Pflicht…
… ist eine Schlussfolgerung, die auf den Protesten omnipräsent ist – genauso wie in „alternativen“ Medien. In einer „alternativen“ Realitätsbildung werden Deutschland zur „Corona-Diktatur“, die Regierungsparteien zur „neuen SED“ und Ungeimpfte zu „Verfolgten“. Der Vergleich der 2G-Maßnahmen mit der Verfolgung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus, wie er durch gelbe Sterne mit der Aufschrift „ungeimpft“ zur Schau getragen wird, ist antisemitisch und zeigt einen Geschichtsrevisionismus, der durch Diktaturvergleiche demokratische Strukturen delegitimiert und den Nationalsozialismus und die Shoah auf groteske Weise verharmlost.
Dabei gibt es durchaus Unterschiede, in der Art wie sich auf „Widerstand“ berufen wird. Im Osten Deutschlands etwa ist das Widerstandsnarrativ in Bezug auf 1989 populär. Dass Widerstand schon einmal eine Regierung stürzen konnten, beflügelt die Fantasien vom erneuten Aufstand gegen „die da oben“. Ergibt sich für die einen der „Widerstand“ aus einem alternativen Lebensgefühl heraus, in dem die Nicht-Einmischung des Staates als Voraussetzung für individuelle Freiheit gilt, dient anderen Corona nur als Anlass, ihr tiefes Misstrauen gegen die Demokratie auszudrücken.
Der Publizist Micha Brumlik kommt in seinem Artikel über das „Widerstandsrecht“ und die Unterschiede zwischen einem alternativen Milieu und radikalen Rechten, die doch beide den „Widerstand“ für sich reklamieren, zum Ergebnis: „Hie radikaler Individualismus, dort völkische Gemeinschaft – in diesem Falle trifft es eben doch zu: Les extrêmes se touchent… Nicht trotz, sondern wegen fehlender Gemeinsamkeiten. Gegen diesen – den demokratischen Rechtsstaat – so das neue, Rechte wie Linke vereinende fundamentalistische Glaubensbekenntnis, ist ‚Widerstand‘ legitim.“
Wichtig ist festzuhalten, dass all diese Argumentationen auf einen Punkt zulaufen: Wer überzeugt ist, unter einer Unrechtsherrschaft zu leben oder in einer Diktatur, für den erscheint Notwehr das einzige und legitime Mittel. In dieser Logik wird auch der Widerstand zur Pflicht geadelt.
Lesen Sie in unserem Februar-Monitoring, wie Demokratischer Widerstand, RT DE, Compact, Nachdenkseiten und Querdenken auf Telegram das Narrativ vom Widerstand als Pflicht aufgreifen.