Demokratischer Widerstand
Bei dieser Zeitung ist der Name Programm: Demokratischer Widerstand. Die Leserschaft wird aufgerufen, ihren Widerstand auf Demonstrationen zu zeigen. Auf einer ganzen Seite sind bundesweite Termine aufgelistet. Die Herausgeber berufen sich auf das Grundgesetz, das als eine Art Leitschrift der Zeitung präsentiert wird. Die ersten 20 Artikel sind in jeder Ausgabe auf der letzten Seite aufgeführt. Der Artikel 20 Absatz 4. ist hervorgehoben: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“
Die Herausgeber der Zeitung sind der Ansicht, dass die Regierung mit den Corona-Maßnahmen die Verfassung breche und deshalb Widerstand Pflicht sei. Die Corona-Proteste werden mit großen Lettern und Fotos auf der Titelseite gewürdigt. Die Ausgabe von Anfang Februar zum Beispiel titelt zu einer Blockade von Lkw-Fahrern in Kanada: „Siegeszug der Freiheit. Kanadische LKW-Fahrer stoßen Revolution an.“
Die Ukraine und Russland sind in der darauffolgenden Ausgabe Thema. Rainer Rupp, ehemaliger Spion der Stasi, kritisiert die „US-geführte(n) Nato“, die angeblich Russland bedrohe. Folgerichtig begrüßt die Zeitung auch den Protest gegen eine angebliche Nato-Aggression, welche in direkten Zusammenhang mit den Corona-Maßnahmen gestellt wird: „Deutsche und russische Demokraten demonstrieren Seite an Seite gegen Corona-Diktatur und Kriegstreiberei“, heißt es auf der Titelseite, „Wir wollen: Frieden, Freiheit, Дружба (Freundschaft)!“ Dazu wird eine Karte von 1945 gezeigt, die die Truppenbewegungen der Roten Armee abbildet. „Millionen Deutsche würden die Russen heute als Befreier begrüßen“, heißt es in der Bildunterschrift, womit offensichtlich die Befreiung von der „Corona-Diktatur“ gemeint ist. Bei ihrer idealisierten Darstellung von Russland lassen die Herausgeber allerdings außer Acht, dass es sich um einen autoritären Staat handelt, in dem Meinungs- und Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt sind.
Am 21. Februar erkannte Russland die beiden „Volksrepubliken“ in der Ostukraine als unabhängig an. Drei Tage später begann die russische Invasion in der Ukraine, ein völkerrechtlich verbotener Angriffskrieg, der die territoriale Integrität des Nachbarlandes weiter zerstörte. Die Russen als Befreier zu bezeichnen, als Russland mehr als 150.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren ließ, ist mehr als zynisch und zeugt von der absoluten Unkenntnis der Realität in Osteuropa. ssp