Monitoring Mai:
Apokalypse
Im Mai setzen wir uns mit der Apokalypse auseinander. Pseudorealistische Deutungen gesellschaftlicher Realitäten, wie sie in den Gegenmedien weit verbreitet sind, gehen sehr häufig über in Endzeiterzählungen. Teil davon sind Katastrophendiagnosen von Lebensmittelknappheit bis Bürgerkrieg genauso wie große Verschwörungserzählungen von „Great Reset“ bis „Transhumanismus“. Die Botschaft ist: alles wird erstmal immer schlimmer.
Die dystopische Erzählung ist fester Bestandteil vieler Gegenmedien und hat sehr unterschiedliche Ausprägungen. Im Grunde ist es eine Art der Erklärung der Welt – allerdings durch einen pauschalisierenden, ressentimentgeladenen und rückwärtsgewandten Blick. Aktuelle Ereignisse werden hier genauso eingeordnet wie große Tendenzen – so wähnen sich die einen ProtagonistInnen der Gegenmedien in einer Diktatur (s. „Corona-Diktatur“) oder am Rande eines Bürgerkrieges (s. der „Große Austausch“, Lebensmittelengpässe) oder Dritten Weltkrieg (s. die „Provokation“ Russlands), und wieder andere fantasieren die Auslöschung oder Umprogrammierung der Menschheit (s. Verschwörungen zu mRNA-Impfstoffen, „Transhumanismus“) usw. Oft steht hinter den apokalyptischen Erzählungen eine binäre Wahrnehmung der Welt, in der alle Geschehnisse nach dem Muster des ewigen Kampfes von Gut gegen Böse ablaufen. Die Kehrseite der Apokalypse ist eine romantisch verklärte und regressive, teilweise völkische Vorstellung von Gesellschaft und eine grundsätzliche Kritik an der Moderne. Obwohl der Blick in die Zukunft düster ist, wird die Apokalypse beinah sehnsuchtsvoll erwartet: als Ausbruch aus dem Status Quo.
Fester Bestandteil der Erzählungen sind Behauptungen und Falschinformationen über angebliche undenkbare Verbrechen – von systematisch tödlichen Impfstoffen bis zur Verschwörungserzählung der US-amerikanischen QAnon-Bewegung, die einer dunklen Elite sadistische, pädophile und satanistische Handlungen unterstellt. Die Kolportage der Bestialität der VerschwörerInnen erzeugt eine Dringlichkeit und einen Druck zum Handeln, der die LeserInnen stark radikalisieren kann.
Um möglichst aktuell berichten zu können, veröffentlichen wird die Monitoringberichte Stück für Stück.