Behaup­tun­gen:

‌„die da oben“

Von der Über­zeu­gung, eine mäch­tige „Elite“ regiere im eigenen Inter­esse über die Köpfe der Bevöl­ke­rung hinweg

Viele „alter­na­tive“ Medien gehen davon aus, dass eine kleine mäch­tige Elite Deutsch­land und die Welt regiere. Hier wird einer­seits sug­ge­riert, dass es keine Ein­fluss­mög­lich­kei­ten auf das Handeln vor allem in der Politik gebe, aber auch Wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Medien nach ihren eigenen, undurch­sich­ti­gen Regeln funk­tio­nier­ten. Die Kehr­seite von „die da oben“ sind „wir hier unten“, über deren Köpfe hinweg oder gegen deren Inter­es­sen Ent­schei­dun­gen getrof­fen werde. Die ein­sei­tige Schuld­zu­wei­sung an „die da oben“ ist nicht nur ver­ein­fa­chend, sondern auch sehr bequem – denn man selbst steht per se auf der rich­ti­gen Seite. So wird Gemein­schaft erzeugt. Das nach oben Zeigen ent­las­tet von der eigenen Ver­ant­wor­tung für sich und die Gesell­schaft, weil Miss­stände den Eliten ange­las­tet werden können.

Das Her­un­ter­bre­chen einer kom­ple­xen Rea­li­tät auf den simplen Dua­lis­mus von „oben“ und „unten“, „ihr“ und „wir“, „Elite“ und „Volk“ und ist aber auch deshalb pro­ble­ma­tisch, weil so ganz kon­krete Feind­bil­der erschaf­fen werden. Die Vor­stel­lung, eine globale Inter­es­sens­gruppe oder mäch­tige Elite ziehe die Fäden, knüpft an ver­schie­dene, teils anti­se­mi­ti­sche Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen an (siehe Behaup­tung „die ver­steckte Agenda“).

In letzter Kon­se­quenz kann die Rede von „denen da oben“ dazu führen, sich vom par­la­men­ta­ri­schen System abzu­wen­den und auf die Teil­nahme an Wahlen zu ver­zich­ten. Denn wozu wählen, wenn „die da oben“ ihrer eigenen Agenda folgen? Diese Haltung wird von nicht wenigen „alter­na­ti­ven“ Medien gestützt und ist unter Quer­den­ke­rin­nen und Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kern verbreitet.

Deutsch­land ist eine reprä­sen­ta­tive Demo­kra­tie. Über Wahlen können alle Wahl­be­rech­tig­ten bestim­men, wer sie ver­tritt und Ein­fluss auf poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen nehmen. Die Abge­ord­ne­ten sind in ihren Wahl­krei­sen für Bedürf­nisse und Kritik ansprech­bar. Die reprä­sen­ta­tive Demo­kra­tie ist ein System der fach­po­li­ti­schen Arbeits­tei­lung, die gerade in einer immer kom­ple­xe­ren Welt wich­ti­ger wird. Eine demo­kra­ti­sche Gesell­schaft lebt von ver­schie­de­nen Mei­nun­gen, von kon­struk­ti­ver Kritik und Aus­hand­lungs­pro­zes­sen im öffent­li­chen Raum. Kritik an bestimm­ten Funk­ti­ons­wei­sen der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie so wie eine kri­ti­sche Grund­hal­tung gegen­über den Regie­ren­den und ihren Ent­schei­dun­gen sind darum unver­zicht­ba­rer Teil der Demokratie.

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