NachDenkSeiten
Wenn sich Qualitätsmedien wie Produkte bei Amazon bewerten ließen, die NachDenkSeiten würden pauschal für alle lediglich einen von fünf Sternen vergeben. In den Texten auf dem Webportal fehlt jedes Lob für kluge, spektakuläre, investigative Recherchen sowohl der öffentlich-rechtlichen Medien wie auch der etablierten Tageszeitungen und Magazine. Stattdessen ist die Rede von „Mainstream-Presse“, von „Propaganda-Sendungen“, einer bedrückenden „Selbstgleichschaltung unserer Medien“, „Prinzipienlosigkeit als Leitlinie“. Und Tagesschau und Tagesthemen würden „besonders üble Tendenzberichterstattung“ liefern.
So behauptete NachDenkSeiten-Herausgeber Albrecht Müller zum Beispiel Mitte Januar: „Nahezu alle Medien, die im Privatbesitz befindlichen wie auch die öffentlich-rechtlichen Medien, haben ihre wichtige Funktion als kritische Begleiter des Geschehens aufgegeben. Das ist eine wirkliche Gefahr für die demokratische Verfassung.“ Presse und Rundfunk seien „kritikunfähige, angepasste Lautsprecher des gängigen Denkens ohne Tiefgang, ohne eigene Meinung“. Begründet wird die harsche Kritik auf dem Portal aktuell vor allem mit der Corona-Berichterstattung der etablierten Medien. Sie sei manipulierend und dramatisiere die vom Virus ausgehenden Gefahren, dem Virologen Christian Drosten werde Raum gegeben für seine „‚Fake-Fakten‘“, heißt es zum Beispiel in einem Text von Stefan Tasler. Außenpolitisch – etwa, wenn es um das Verhältnis zu Russland geht – bezichtigen die NachDenkSeiten „transatlantische Redakteure“, in ihren Texten „Hetzpropaganda“ zu übernehmen. Der Begriff „Lügenpresse“ fällt nicht wörtlich. Aber indirekt pflegen die NachDenkSeiten das Narrativ und untergraben damit gezielt das Vertrauen in die deutsche Medienlandschaft. m.m.