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Bis fast zum Ende des Febru­ars standen die Demons­tra­tio­nen gegen die Corona-Maß­nah­men welt­weit im Fokus der Bericht­erstat­tung von RT DE. Dabei werden die Pro­tes­tie­ren­den als Kämpfer für die Frei­heit glo­ri­fi­ziert, die sich gegen einen als unge­recht und auto­ri­tär emp­fun­de­nen Staat zur Wehr setzen. „‘Wir werden stand­haft bleiben‘ – Kana­di­sche Demons­tran­ten wollen sich von Not­stands­ge­setz nicht ein­schüch­tern lassen“, titelte RT DE zum Bei­spiel zu einem Video über die „Frei­heits­kon­voi“ genann­ten Pro­teste kana­di­scher Lkw-Fahrer gegen die Impf­pflicht, wie sie bei Grenz­über­trit­ten in die USA und nach Kanada gilt und all­ge­meine Coro­na­re­geln. Die Autorin Dagmar Henn kom­men­tierte dieses Thema so: „Men­schen, die im Glauben, sich in einem demo­kra­ti­schen Staat zu befin­den, einen fried­li­chen Protest begin­nen, sehen sich plötz­lich behan­delt wie Geäch­tete, ohne jede Mög­lich­keit einer gericht­li­chen Über­prü­fung.“ Die rigo­rose Reak­tion der kana­di­schen Regie­rung kri­ti­siert sie hin­ge­gen als „mit­tel­al­ter­li­ches Rechts­in­stru­ment“ mit dem Zweck „die Pro­teste zu brechen“.

Ein ähn­li­ches Video zeigt die Corona-Pro­teste in Öster­reich: „Hupende Öster­rei­cher kopie­ren Kanada: ‚Das schlimmste Virus ist blinder Gehor­sam‘“ – so der Titel, der die Auf­schrift auf der Fahne eines Demons­tran­ten zitiert. Hier zeigt sich ein Muster: Die RT-Redak­teure setzen zuge­spitzte, ver­un­glimp­fende Bezeich­nun­gen etwa für die Corona-Maß­nah­men mög­lichst schon in den Titel der Bei­träge, wie etwa in einem Text über den Aufruf eines kana­di­schen Offi­ziers gegen die Corona-Maß­nah­men – oder wie es im Titel heißt: gegen die „‚Corona-Tyran­nei‘“. So sind Klicks sicher und die Leser werden schon beim Ein­stieg auf die gewünschte Spur gebracht.

RT DE ruft zwar nicht direkt zum Wider­stand auf, aber beför­dert diesen durch die posi­tive Bericht­erstat­tung über die Pro­teste. Außer­dem soli­da­ri­siert sich RT DE mit den Pro­tes­tie­ren­den, indem es ihre Bewer­tun­gen wie „Corona-Tyran­nei“ unkri­tisch über­nimmt. Auch in eigener Sache probt der rus­si­sche Aus­lands­sen­der den Wider­stand. Denn die Kom­mis­sion für Zulas­sung und Auf­sicht der Medi­en­an­stal­ten (ZAK) unter­sagte am 1. Februar die Ver­brei­tung des TV-Pro­gramms, weil keine Sen­de­li­zenz in Deutsch­land bean­tragt wurde – sondern in Serbien. Gegen das Sen­de­ver­bot geht die RT DE Pro­duc­tions GmbH nun beim Ver­wal­tungs­ge­richt Berlin vor. Derweil sendete RT DE trotz Verbot weiter, über Live­stream und Satel­lit. Ende Februar dann wurde bekannt, dass die EU im Kontext des rus­si­schen Angriffs­krie­ges auf die Ukraine plant, RT DE zu ver­bie­ten. ssp

 

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