Compact
Der grundlegende Tenor der Berichterstattung des rechtsextremen Magazins Compact zum Krieg gegen die Ukraine ist Putin-freundlich. So stellt Chefredakteur Jürgen Elsässer gleich im Editorial der März-Ausgabe klar: „Putin hat die Eskalation jedenfalls nicht zu verantworten.“ Stattdessen sieht Elsässer Ursachen für den Kriegsausbruch im „Great Reset“ – einer unter Verschwörungsgläubigen weit verbreiteten Fantasie, der zufolge eine globale Elite zu ihrem Vorteil Katastrophenszenarien orchestriert. Laut Elsässer geht es im russischen Krieg gegen die Ukraine eigentlich darum, die „CO2-basierte Industriestruktur“ zu zerstören und – wie schon durch die angebliche „Corona-Inszenierung“ versucht – „die renditeträchtigen Frankenstein-Technologien der Pharma‑, Nano, Bio- und Genbranche“ an ihre Stelle zu setzen.
Auch die deutsche Bundesregierung habe ihren Teil zum Ausbruch des Kriegs beigetragen, betont Elsässer im Editorial der aktuellen Sonderausgabe mit dem vielsagenden Titel „Feindbild Russland. Die NATO marschiert“. Darin behauptet er: „Immer, wenn die Grünen in die Regierung kommen, gibt es Krieg.“ Und führt aus, Außenministerin Annalena Baerbock habe auf ihrer Reise nach Kyjiv „den Starrsinn der dortigen Regierung an(ge)stachelt“.
In vielen Texten dominiert eine radikal antiwestliche Haltung. Die Ablehnung „europäischer Werte“ und ganz konkret die Ablehnung sexueller und reproduktiver Selbstbestimmungsrechte dient in dieser Logik dazu, den russischen Angriffskrieg zu relativieren. Im Online-Artikel „‘Europäische Werte‘ verteidigen? Nein danke!“ findet es Autor Phil Mehrens „grotesk und verlogen, sich über Putins aggressive Rhetorik zu empören und gleichzeitig klaglos hinzunehmen, dass mit einem zynischen Propagandabegriff wie ‘reproduktive Rechte’ ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit bemäntelt wird“. Ähnlich antidemokratische Argumentationen finden sich in einer Interviewreihe mit dem rechtsextremen russischen Theoretiker Aleksandr Dugin in der März-Ausgabe. Im Gespräch mit Alexander Markovics, Aktivist der Identitären Bewegung, warnt er vor dem westlichen Liberalismus als Triebfeder des „Great Reset“: „Die Durchsetzung der westlichen Moderne zog eine Spur der Verwüstung durch unsere Gemeinschaften und führte die Welt in den Abgrund.” Aufhalten könne das nur „Das große Erwachen“ (Titel seiner jüngsten Publikation) und das Abwenden von der westlichen Moderne und ihren Werten. KW