„Neues aus Russland“ – das ist ein deutsch- und russischsprachige Telegram-Kanal, mit dem Alina Lipp mit aktuell 120.000 Abonnenten regen Zuspruch erfährt. Lipp ist eine Amateur-Journalistin aus Deutschland, die nach eigenen Angaben zunächst auf die Krim auswanderte und jetzt im Donbass lebt. Lipp berichtet über den Krieg in der Ukraine, insbesondere im Donbass. Sie bezeichnet sich selbst als „Friedensjournalistin“ und laut einem T‑Online-Artikel als „offizielle Kriegskorrespondentin“ für den staatlichen Medienkonzern Rossija Segodnja, für den sie als freie Mitarbeiterin tätig sei.
Lipp bedient in ihrem Kanal das Kreml-Narrativ vom Kampf Russlands gegen den angeblichen Nazismus in der Ukraine. Die Angriffe der russischen Armee auf ukrainische Zivilisten werden geleugnet, indem sie immer wieder als Inszenierungen der ukrainischen Seite dargestellt werden. Dazu werden angebliche Augenzeugenberichte, Videos und Fotos meist von anderen Social Media-Plattformen wie Facebook und Telegram herangezogen, deren Authentizität nicht überprüft wird. Ein Video, übernommen aus einem russischsprachigen Telegramkanal, kommentierte Lipp zum Beispiel so: „Das ukrainische Militär bereitet eine ‚Leiche‘ vor, vermutlich für künftige ‚schockierende Aufnahmen der russischen Aggression‘, vermutet man in russischen Kanälen.“ In einem weiteren Video, ebenfalls übernommen aus einem russischsprachigen Telegramkanal, behauptete eine Yana aus Mariupol, das ukrainische Militär attackiere in der Hafenstadt Wohnviertel. Im deutschsprachigen Postingtext wird sie so zitiert: „In unserer Nachbarschaft (…) waren alle Geschütze der ukrainischen Soldaten zu sehen, die auf alle Teile der Stadt feuerten und einen russischen Angriff imitierten“.
Mit ähnlichen Beiträgen relativiert Lipp auch die Massaker der russischen Armee in Butscha. Ein Beitrag etwa zeigt Screenshots eines Facebook-Posts mit zwei Fotos einer jungen Frau, ein Porträt, sowie ein Bild auf dem sie leblos auf dem Boden liegt, scheinbar ermordet, auf dem steht: „I was killed by Russian soldiers because I was Ukrainian.“ Dies ist jedoch bereits eine Fälschung, wie man mit ein paar Klicks herausfinden kann. Im Original-Post der abgebildeten jungen Frau wird deutlich, dass es sich um eine Aktion handelt, die auf den Krieg aufmerksam machen soll, der Text dazu lautet nämlich: „Das Foto rechts (der scheinbar toten Frau, Red.) HÄTTE ICH SEIN KÖNNEN. HÄTTE JEDER VON UNS SEIN KÖNNEN“.
Die Gewalttaten der russischen Armee an Zivilisten in Butscha wurden von internationalen Medien verifiziert. Lipp verbreitet auch Nachrichten russischer Staatsmedien, etwa die Äußerung des Kremlsprechers Dmitrij Peskow, der den Abzug der russischen Truppen aus Kyjiw als „Geste guten Willens“ bezeichnete. Damit macht Lipp sich zum Sprachrohr der russischen Führung.
Alina Lipp ist keine Unbekannte. 2019 startete ihr Youtube-Kanal „Glücklich auf der Krim“, darauf folgte „Druschba FM“, wo sie Nato-Kritiker und Akteure wie den Verschwörungstheoretiker Daniele Ganser interviewte. ssp