Eva Herman Offiziell
„Frühsexualisierung“, „angeordneter Kindesmissbrauch“, „Reeducation“, „kultureller Bürgerkrieg“ – zum Thema „Gender“ wimmelt es auf den Kanälen der Ex-Nachrichtensprecherin Eva Herman nur so von Kampfbegriffen.
Seit Herman nach antifeministischen und NS-verharmlosenden Äußerungen aus den Öffentlich-Rechtlichen ausschied, betätigt sie sich an der Schnittstelle von Rechtspopulismus, Verschwörungsideologie und Christentum. Die Erzählung zu „Gender“ sind vor diesem Hintergrund immer ähnlich. Herman und ihr Partner, der rechte Verschwörungsideologe Andreas Popp, vermuten hinter Gleichstellungs- oder Repräsentationsbestrebungen („Woke-Politik“) sowie der Vermittlung von Vielfalt („Abrichtung“) eine verborgene Agenda. In deren Rahmen nutze eine kleine Elite („Regenbogen-Strukturen“) das Gender-Thema, um eigene Interessen durchzusetzen.
Dahinter steht eine radikale Einteilung der Welt in Gut und Böse. Herman etwa behauptet eine „Weltteilung in Sachen Gender-Mainstreaming“. „Das ist genau diese Woke-Politik, die Trump auch anprangert“, sagt Herman in einem Podcast, „und die auch auf großen Widerstand gestoßen ist, als es darum ging auch östlich vom Balkan so was zu installieren. Da hat auch Wladimir Putin die Grenze zugemacht und gesagt: Kommt bei uns nicht in Frage.“ – Ob hier auf den Überfall auf die Ukraine angespielt wird, der in verschwörungsideologischen Kreisen oft als Notwehr gegen Nato und westlichen Lebensstil gilt, ist unklar. Russland mit seiner feindlichen Politik gegen Homosexuelle und Queers wird so jedenfalls zum positiven Gegenentwurf zur westlichen „Woke-Politik“.
Hier wird deutlich, dass es beim Thema „Gender“ selten um konkrete Inhalte geht, es dient als Projektionsflächen für die Ablehnung einer vielfältigen Gesellschaft, die geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung einschließt.
Die etablierten Medien, ohnehin ein festes Feindbild, werden regelmäßig für vielfaltsoffene Sendeformate gescholten. Popp sieht in diesem Ansatz eine „verbrecherische, kindesverachtende Politik dieser öffentlich-rechtlichen Medien“. Im gemeinsamen Podcast spricht Herman von der Verantwortung der Beteiligten und spezifiziert: „das ist ein schwerer seelischer Schaden, es ist eine Verwirrung, die bei den Kindern herbeigeführt wurde, die sie aus ihrer natürlichen Identität als Person, als Junge, als Mädchen, als gesundes natürliches Kind herausholen sollen, um diese Kinder zu destabilisieren in Seele, Geist und Körper.“ Die Sorge um das Kindeswohl ist eine bekannte Diskursstrategie in rechtsextremen Kreisen und unter christlichen Fundamentalistinnen, um den Druck auf Institutionen und Eltern zu erhöhen und ihr Podium für LGBTIQ+-feindliche Inhalte zu vergrößern. Auch Herman und Popp nutzen dies gezielt.
Und immer wieder wird nicht nur an die Verantwortung der Zuhörerinnen für das Kindeswohl im Herman’schen Sinne appelliert, sondern auch jenen gedroht, die „Gender“-Themen weitertrügen. Popp zählt auf: Lehrer, Richter, Staatsanwälte, Intendanten, Reporter – sie alle würden irgendwann den Trümmerhaufen erkennen, „den sie hinterlassen haben, und dann dramatisch dafür geradestehen müssen.“ svo