Auf1
Der österreichische Online-Kanal Auf1.TV hat seit Juli auch eine Redaktion in Berlin. Ihr Hauptstadt-Korrespondent ist Martin Müller-Mertens, der zuvor Chefredakteur von Compact-TV beim rechtsextremen Magazin Compact war. Im Interview mit Auf1-Chefredakteur Stefan Magnet, der durch seine Kontakte in die rechte Szene Österreichs bekannt ist, attestiert er der deutschen Politik einen „extrem beklagenswerten Zustand“. Dazu zählt er auch die deutsche Energiepolitik und rät: „Sie könnten natürlich Nord Stream 2 öffnen. Sie könnten die für Deutschland katastrophalen Sanktionen gegen Russland beenden.“ Dahinter steckt eine Mobilisierungskampagne gegen die befürchteten Energiepreiserhöhungen, die gegenwärtig u.a. von rechtsextremen, alternativen und verschwörungsgläubigen Medien unter dem Kampfbegriff „heißer Herbst“ betrieben wird.
Auch Auf1 bespielt dieses Thema regelmäßig und verbindet es mit zum Teil rassistischen Falschmeldungen und Angstmache. So warnt der Beitrag „Alles für den Klima-Wahn: Deutsche sollen in WGs und Massenunterkünften wohnen“ vor einer Wohnungsnot in Deutschland und einer „massenhaften“ Einwanderung von Migranten und Geflüchteten, die der deutschen Bevölkerung ihre Wohnräume wegnehmen würden. Deutsche würden fortan von „Klimawandelpropagandisten“ gezwungen, sich räumlich zu verkleinern und mit anderen zusammenzuziehen. So heißt es im Beitrag: „Oma und Opa, die alleine leben, sollten am besten raus aus ihrem Einfamilienhäuschen und rein in die WG-Käfige, damit kinderreiche Migrantenfamilien in ihr Eigenheim einziehen können.“ Dahinter stecke ein sogenannter „Klima-Kommunismus“, mit dem, wie es im Begleittext heißt, auch im Bereich des Wohnens der „Great Reset im Eiltempo umgesetzt“ werde.
Solche Narrative schließen an die Erzähltradition von rechten und „alternativen“ Medien an, Klimaaktivisten und grüne Politikerinnen als Feindfiguren zu stilisieren und in zum Teil völkische Verschwörungserzählungen wie „Great Reset“, „Gleichschaltung“ und den „Großen Austausch“ der deutschen Bevölkerung einzubinden. So bezeichnet Moderator Bernhard Riegler in den „Nachrichten AUF1 vom 13. September 2022“ die Gefahr der globalen Erderwärmung als „Unfug“. Dies sei eine Erzählung der „Systemmedien“, die zur Bildung von „gewalttätigen und kriminellen Öko-Mobs“ geführt habe. Diese Klima-Aktivisten führten „einen regelrechten Partisanenkrieg gegen die eigene Bevölkerung“. Eine wiederkehrende Feindfigur ist dabei die Aktivistin Greta Thunberg. Aber auch sie sei eigentlich fremdgelenkt von den „Drahtziehern“ hinter ihr, fährt Riegler fort und resümiert: „Europa liegt unter dem Bann einer von Globalisten gesteuerten, zunehmend radikaler agierenden Klima-Sekte, die drauf und dran ist, das Wohl aller zu zerstören. Wenn diesem Treiben einer fanatischen, ferngesteuerten Minderheit nicht Einhalt geboten wird, werden bald Menschenleben in Gefahr sein.“ KW