Compact
Das auflagenstarke Magazin Compact verbreitet monatlich rechtsextreme Erzählungen und Verschwörungsmythen. „Klima“ ist dabei ein wiederkehrendes Thema, das zumeist Klimaaktivisten und grüne Politikerinnen zu politischen Gegnern stilisiert.
So zeigt das Cover der September-Ausgabe mit dem Titelthema “Heißer Herbst – Warum die Regierung Angst vor dem Volk hat” den Politiker Robert Habeck hinter den als Gitter erscheinenden Zinken einer Heugabel mit geballten Fäusten konfrontiert. Im Leitartikel beschwört Chefredakteur Jürgen Elsässer einen Herbst voller Proteste und verweist dabei in abschätzigem Ton auf Aussagen der Grünen Außenministerin: „Annalena Baerbock ist nicht die hellste Kerze auf der Torte. Aber sie ist ein guter Sensor für Stimmungen, die andere an sie herantragen und die sie dann mit ihrem naiven Pfannkuchengesichtchen weiterplappert.“ Damit bezieht er sich auf Baerbocks Hinweis auf mögliche Aufstände im Kontext der Energiekrise. An einer Stelle beschwört Elsässer die berechtigte „Angst der Regierung vor dem Volk“, die die Energiekrise nicht in den Griff bekomme, an anderer die „aufflackernde Panik des Regimes“. Bisher stehe die noch in keinem Verhältnis zu den Protesten. „Und doch könnte sich die Situation schlagartig ändern, wenn die Temperaturen fallen und die Preise weiter steigen“, prophezeit Elsässer. Wenig besänftigend konstatiert er weiter: “Niemand in Deutschland müsste im Winter frieren, wenn die Bundesregierung Nord Stream 2 öffnen würde”. Dass viele es angeblich doch müssten, lege allein daran, dass die “BRD-Eliten stur bei ihrem Nein bleiben”. Im Vorwort ordnete Elsässer diese heraufbeschworenen Proteste noch einmal ideologisch ein: „Gut möglich, dass sich die Querfront ganz spontan auf der Straße zusammenfindet.“ Gemeint sind damit keine klassisch linken oder klimaaktivistischen Demonstrationen, sondern vermutlich so etwas wie eine Fortsetzung der Coronaproteste.
Auch Moderatorin Stephanie Eckhardt wertet im Compact-TV-Beitrag “Wahnsinn: Klima-Irre wollen Gasanlagen sprengen!” Klimaaktivismus ab. Innenministerin Nancy Faeser identifiziert sie als politische Gegnerin: Sie habe sich zwar kritisch gegenüber diesem radikalen Aktivismus geäußert, sei aber „ansonsten den Linksradikalen sehr zugetan”. Im weiteren Verlauf ringt der Beitrag um die Diskurshoheit beim Thema Energieversorgung in Deutschland und Protest – Politik und Umweltaktivisten soll das Feld nicht überlassen werden. Jürgen Elsässer und TV-Chef Paul Klemm etwa diskutieren, was Compact und Klimabewegung verbinde, aber auch radikale Proteste von Umweltaktivistinnen. Klemm kommt schnell zu dem Schluss, dass trotz zum Teil gemeinsamer Inhalte hinter Klimaaktivismus eine ganz andere Gefahr stecke: “Diese Leute, die da demonstriert haben, die wollen ja weder das Gas aus Russland noch das Gas von anderswo. Die wollen die komplette wirtschaftliche Selbstzerstörung Deutschlands.” Elsässer stimmt ein. Das Engagement der Klimaaktivistinnen sieht er als eine “außerparlamentarische Mobilisierung der Irren“, die Grünen selbst in der “Rolle des nützlichen Idioten”. All dies ordnet Elsässer in eine mit Verschwörungsnarrativen gespickte große Erzählung ein: “Der Mainstream der Eliten, zu dem auch jetzt Habeck und die mitregierenden Grünen gehören, die wollen den Sieg des Westens in der Konfrontation mit dem Osten, vor allem mit Russland und China. Dem wollen die andere Dinge unterordnen, wie zum Beispiel Klimaziele. Aber der radikale Flügel, wozu die außerparlamentarischen Guerillagruppen gehören, die ihre Freunde im Spiegel haben. Die wollen den Untergang der gesamten westlichen, weißen Zivilisation”. KW