Compact
Seit 2010 erscheint das als rechtsextrem eigestufte Hochglanzmagazin Compact – aktuell mit einer Auflage von monatlich (nach eigenen Angaben) rund 40.000 Exemplaren. Begleitet wird das Magazin von thematischen Sondereditionen, einer Webseite mit zusätzlichen Online-Formaten, einem Youtube-Kanal, zwei Telegram-Gruppen und Kanälen in den Sozialen Medien. Der Verfassungsschutz bezeichnete Compact als einen „ideologischen Superspreader, der Verschwörungstheorien eine milieuübergreifende Plattform bietet, sie bündelt, verstärkt und zielgerichtet weiterverbreitet“.
Inhaltlich bedient Compact regelmäßig auch im Kontext aktueller Debatten Verschwörungsnarrative und völkisch-nationale Erzählungen. Gleichzeitig ringt das Magazin um eine breite Anschlussfähigkeit. So wirbt die Oktober-Ausgabe mit einem „Winnetou“-Bild und dem Titel „Staatsfeind Winnetou – Wie die Helden unserer Jugend ausgelöscht werden”. Beides sind Anspielungen auf die jüngst geführte Debatte um den Umgang mit rassistischen Motiven in Karl Mays “Winnetou”-Literatur und deren Verfilmungen – in der emotional geführten Diskussion ging es sowohl um mediale Repräsentation und kulturelle Aneignung, als auch um eine Kritik an nostalgisch aufgeladener Kultur, die von Vielen schmerzlich oder gar als Zensur erlebt wurde. Im Leitartikel „Staatsfeind Winnetou“ schließt sich Compact-Autor Sven Eggers dem Vorwurf der Zensur an und überführt ihn in den Kontext der Coronaproteste und des sogenannten „Heißen Herbst“: „Es reicht! Viele Deutsche sind empört. Hinter die Maske gezwungen, zum Frieren verdonnert und jetzt auch noch genötigt, Karl May (1842 – 1912) zu ächten? Nein! Jetzt erst recht!“ wettert Eggers und vermischt damit drei unterschiedliche, aufgeladene Themen. So wird der Eindruck erweckt, es gehe jeweils darum, den Deutschen gegen ihren Willen etwas aufzuzwingen. So nutzt er die Empörung der Winnetou-Debatte für die Mobilisierung von weiteren, bereits gesetzten Ressentiments und Feindbildern.
Vor dem Hintergrund der Scharnierfunktion des rechtsextremen Magazins und Elsässers wiederholten Aufruf zum gemeinsamen Protest von Rechten und Linken wird Compact oftmals als Querfrontmagazin bezeichnet – ein Narrativ, das für die Selbstinszenierung des Magazins eine zentrale Rolle spielt. So lobt Autor Sven Reuth im Online-Text „Prag: Querfront-Demo gegen Energiepreise“ eine Demonstration in Prag mit 70.000 Demonstrierenden im September, auf der sowohl Rechte wie Linke vertreten gewesen seien. Er schreibt: „Es ist der erste ganz große Weckruf eines europäischen Volkes gegen die von den eigenen politischen Eliten herbeigeführte Energiepreisexplosion.“ In der beschriebenen Demo sieht er bereits den von rechten Akteuren propagierten „heiße(n) Herbst“ realisiert. Im Artikel „Es geht nicht mehr um Ideologien“ der aktuellen Printausgabe spielt Chefredakteur Jürgen Elsässer darauf an, wenn er schreibt: „Wenn wir einen Heißen Herbst wollen, dann müssen wir mit den Gangstern in unserer Regierung Tschechisch reden.“ Er fordert ein „breite(s) Bündnis aus dem Volk – ungeachtet ideologischer Trennungen aus der Vergangenheit“. Als Teil dieser Bewegung sieht er extreme Rechte von Björn Höcke bis Martin Sellner, Querdenker, Linke wie Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht sowie sogenannte „alternative“ Medien „mit dem Flaggschiff Compact an der Spitze“. KW