NachDenkSeiten
Womöglich hatte der ehemalige SPD-Politiker Albrecht Müller ein Projekt vorbildlicher Gegenöffentlichkeit im Sinn, als er 2003 die NachDenkSeiten startete. Er ist nach wie vor Herausgeber. Das Portal hat sich auf den ersten Blick ein journalistisches Profil gegeben. Kern des Blogs: werktägliche „Hinweise des Tages“, eine Art Pressespiegel mit pointierten Kurzkommentaren. Doch Müllers Allianzen sind recht eindeutig. Er sucht die Nähe zu Verschwörungsideologen wie dem nach Antisemitismusvorwürfen gefeuerten rbb-Moderator Ken Jebsen oder Linkssektierern wie dem langjährigen Linken-Bundestagsabgeordneten Diether Dehm. Müller und die beiden geben sich immer wieder wechselseitig ein Podium. „Weg vom linkssozialdemokratischen Mainstream, hin zum wahnsinnigen Rand“, kommentierte 2015 die taz. Viele Beiträge auf den NachDenkSeiten werben für ein besseres Verhältnis mit Russland. Müller meint zum Beispiel, ohne (den russischen Propagandasender) RT DE „wären wir noch schlechter informiert“. Über China heißt es in einem Gastbeitrag, das Land müsse sich, „was die Menschenrechte als auch was Demokratie anbelangt, nicht hinter dem Westen verstecken“. Herausragendes Thema aktuell ist die Corona-Politik. Mit Kritik an einer angeblichen „Tyrannei der Panikmacher“ der Behauptung von „Hass“ der „öffentlich-rechtlichen Propagandamaschinerie“ gegen Ungeimpfte oder Kritik an einer „bürger- und demokratieverachtenden Politik“ der Bundesregierung befinden sich die NachDenkSeiten hier auf „Querdenker“-Niveau. m.m.