Feld­ana­lyse – Gegen­me­dien als Radikalisierungsmaschine

In den letzten Jahren – ins­be­son­dere seit dem Kon­flikt um die Flücht­lings­po­li­tik 2015 und dem Aus­bruch der Coro­na­krise – hat sich in der Bun­des­re­pu­blik wie in anderen west­li­chen Ländern eine aggres­sive Gegen­öf­fent­lich­keit gebil­det. Ihre Domäne sind das Inter­net und ins­be­son­dere die „sozia­len Medien.“ Diese sys­tem­op­po­si­tio­nelle Gegen­öf­fent­lich­keit – in ihrem eigenen Sprach­ge­brauch „alter­na­tive Medien“ – ist für einen rele­van­ten Teil der Bevöl­ke­rung zu einer wich­ti­gen, wenn nicht sogar zur maß­geb­li­chen Infor­ma­ti­ons­quelle gewor­den. Das zeigen die großen Abo- und Auf­ruf­zah­len dieser Medien und Kanäle, aber auch ihre Mobi­li­sie­rungs­kraft für die Corona-Demons­tra­tio­nen im Jahr 2020. Poli­tisch haben diese Medien und Pro­pa­gan­da­ka­näle die Funk­tion einer Radikalisierungsmaschine.

Die Pro­teste gegen die Corona-Maß­nah­men waren Kris­tal­li­sa­ti­ons­punkt für eine latente Unzu­frie­den­heit mit den poli­ti­schen Ver­hält­nis­sen. Die Corona-Krise wurde zum Ventil für eine aggres­sive Pro­test­stim­mung, die sich in den demo­kra­ti­schen Par­teien nicht mehr reprä­sen­tiert sieht. Für rele­vante Teile der Bewe­gung geht es nicht nur gegen diese oder jene Maß­nahme, sondern gegen „das System“.

Man kann diese breite, bun­des­weite Pro­test­be­we­gung nicht als bloßes Bündnis von Nazis und eso­te­ri­schen Spin­nern abtun. Das ver­kennt die Viel­falt von Motiven und sozio­kul­tu­rel­len Milieus, die bis in die ehe­ma­lige Alter­na­tiv­be­we­gung und die aka­de­mi­sche Mit­tel­schicht reichen. Es handelt sich nicht (mehr) um ver­ein­zelte Pro­teste gegen kon­krete poli­ti­sche Ent­schei­dun­gen (s. Stutt­gart 21, Ein­wan­de­rungs­po­li­tik, Steu­er­po­li­tik etc.), sondern um ein oppo­si­tio­nel­les Pro­test­mi­lieu, das sich weit­ge­hend aus dem öffent­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­raum ver­ab­schie­det hat, der durch die eta­blier­ten Par­teien, tra­di­tio­nelle Medien und Ver­trauen in die Wis­sen­schaft geprägt ist. Das sys­tem­op­po­si­tio­nelle Milieu findet eine Gegen­öf­fent­lich­keit vor allem im Inter­net und im schwe­rer ein­seh­ba­ren „Dark Social“ ver­schie­de­ner Chat-Gruppen.

Das Spek­trum dieser Gegen­me­dien ist sowohl inhalt­lich als auch hin­sicht­lich ihrer Formate und Akteure viel­fäl­tig. Unter ihnen finden sich gedruckte Maga­zine, Nach­rich­ten-Web­sites, Tele­gram-Gruppen, Podcast- oder digi­tale TV-Formate auf Youtube und anderen Video-Hosting-Platt­for­men, Twitter- oder Face­book-Kanäle und kom­mer­zi­elle Ver­lags­häu­ser mit unter­schied­li­chen Reich­wei­ten. Teil­weise haben ihre Akteure einst für eta­blier­ten Medi­en­häu­ser gear­bei­tet, es gibt aber ebenso Neu­linge im Medi­en­ge­schäft. Unter ihnen sind poli­ti­sche Akti­vis­tin­nen von rechts und links, Eso­te­ri­ker, Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gen oder Impf­geg­ne­rin­nen. Die Medien unter­schei­den sich sowohl in ihrer Tona­li­tät als auch in der poli­ti­schen Selbst­ver­or­tung und Schwer­punkt­set­zung. Für die Analyse dieses Phä­no­mens wie für mög­li­che Gegen­stra­te­gien ist ein wich­ti­ger Befund, dass sich viele „Gegen­me­dien“ poli­tisch nicht ein­deu­tig im links-rechts-Schema ver­or­ten lassen. In ihrer Gesamt­heit bilden sie ein breites poli­ti­sches Spek­trum ab.

Trotz aller Dif­fe­ren­zen haben die Gegen­me­dien etwas gemein­sam: ihre Abgren­zung von eta­blier­ten öffent­lich-recht­li­chen und pri­va­ten Medien, denen das Aus­spa­ren unbe­que­mer Wahr­hei­ten, die Inter­es­sen­ver­tre­tung „der Herr­schen­den“ oder gar Zensur unter­stellt wird. So befeu­ern sie ein grund­le­gen­des Miss­trauen gegen­über der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie und ihren Insti­tu­tio­nen. Ihnen kommen dabei sowohl die Algo­rith­men der Sozia­len Medien zugute, die radi­kale und pola­ri­sie­rende Inhalte bevor­zu­gen, als auch eine zuneh­mende Distanz zur reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, das bis in die gesell­schaft­li­che Mitte reicht.

Die Gegen­me­dien sind damit ein Indi­ka­tor für ein Miss­ver­gnü­gen an der libe­ra­len Demo­kra­tie, das sie auf­grei­fen und sys­te­ma­tisch ver­stär­ken. Umfra­gen zeigen seit Jahren, dass das Ver­trauen in demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen, Amts­trä­ge­rin­nen und ‑träger in vielen west­li­chen Gesell­schaf­ten erschüt­tert ist. Dabei kann das Ver­trauen in die Politik in Deutsch­land im Ver­gleich zu Ländern wie Frank­reich, dem Ver­ei­nig­ten König­reich oder den USA noch als gefes­tigt gelten.[1] In Studien der ver­gan­ge­nen Jahre wie z.B. der Mitte-Studie 2020/​21 zeigt sich zwar eine deut­li­che Mehr­heit der Befrag­ten als über­zeugte Demo­kra­tin­nen und Demo­kra­ten. Gleich­zei­tig wachsen die Grau­zo­nen, in denen sich Befragte ambi­va­lent gegen­über rechts­extre­men, men­schen­ver­ach­ten­den oder ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Posi­tio­nen ver­hal­ten und aus dem demo­kra­ti­schen Diskurs zurück­zie­hen.[2]

Diese prin­zi­pi­elle Offen­heit für radi­kale Posi­tio­nen wird auch von Studien bestä­tigt, die eine sich ver­ste­ti­gende Corona-Pro­test­be­we­gung in den Blick nehmen. Das Wis­sen­schafts­zen­trum Berlin für Sozi­al­for­schung etwa kommt zu dem Schluss, dass die Mehr­heit der Corona-Bewe­gung aus einem Teil der poli­ti­schen Mitte stammt, der sich von Par­la­ments­par­teien nicht reprä­sen­tiert fühlt und den staat­li­chen Insti­tu­tio­nen miss­traut. In diesem Miss­trauen steckt ein Radi­ka­li­sie­rungs­po­ten­tial, das auch durch Gegen­me­dien ange­heizt wird.[3]

Die sys­tem­op­po­si­tio­nelle Gegen­öf­fent­lich­keit setzt vor allem auf Abgren­zung zum Rest der Gesell­schaft. Ein erneu­tes Zusam­men­fin­den in gemein­sa­men Dis­kurs­räu­men wird auf diese Weise zuneh­mend erschwert und immer weniger wahr­schein­lich. Für den Zusam­men­halt der Gesell­schaft und die Zukunft der libe­ra­len Demo­kra­tie ist dieser Befund besorg­nis­er­re­gend, sind doch gemein­same Räume die Vor­aus­set­zung dafür, sich im gesell­schaft­li­chen Diskurs über Aus­gleich und Kom­pro­misse zwi­schen wider­strei­tende Inter­es­sen ver­stän­di­gen zu können. Nicht zu unter­schät­zen ist auch die stei­gende Akzep­tanz von hate speech gegen Gruppen und Per­so­nen, die in vielen Gegen­me­dien genutzt und damit nor­ma­li­siert wird.

Nicht alle Gegen­me­dien han­tie­ren mit offen­kun­dig anti­de­mo­kra­ti­schen Posi­tio­nen. So ist die Kritik am Kapi­ta­lis­mus oder an Defi­zi­ten der Par­tei­en­de­mo­kra­tie nicht per se anti­de­mo­kra­tisch. Auch die Debatte über das Span­nungs­feld zwi­schen indi­vi­du­el­ler Frei­heit und gesell­schaft­li­cher Sicher­heit bzw. Gesund­heit ist legitim. Das machte z.B. Bun­des­tags­prä­si­dent Wolf­gang Schäuble deut­lich, als er sagte, man dürfe dem Schutz des Lebens nicht alles unter­ord­nen. Schließ­lich gehört Medi­en­kri­tik seit jeher zur Medienlandschaft.

Die „alter­na­ti­ven Medien“ greifen diese Debat­ten und Kri­tik­mo­tive auf, radi­ka­li­sie­ren sie und wenden sie gegen demo­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen und Politik. Sie bilden damit ein Schar­nier zwi­schen der bür­ger­li­chen Mitte und radi­ka­len Rand­zo­nen. So wird Kritik an Kapi­ta­lis­mus und Lob­by­is­mus schnell zur Ver­schwö­rungs­theo­rie. Herr­schafts­kri­tik und Eli­ten­skep­sis schwenkt um in eine anti­de­mo­kra­ti­sche Front­stel­lung von „Volk und Eliten“. Kritik an den bedenk­li­chen Ein­schrän­kun­gen von Frei­heits­rech­ten durch die Corona-Maß­nah­men kippt in den Vorwurf einer „Coro­na­dik­ta­tur“. Medi­en­kri­tik wird her­un­ter­ge­bro­chen auf die Unter­stel­lung, die eta­blier­ten Medien seien mani­pu­la­tive „Sys­tem­me­dien“.

Die vor­lie­gende Analyse ver­sucht, das Feld der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Gegen­öf­fent­lich­keit mit ihrem breiten Spek­trum von Medien und inhalt­li­chen Posi­tio­nen zu beschrei­ben. Dabei begrei­fen wir die Gegen­öf­fent­lich­keit als ein hete­ro­ge­nes Feld, in dem radi­kale ver­schwö­rungs­theo­re­ti­sche Posi­tio­nen genauso zu finden sind wie sich gemä­ßigt prä­sen­tie­rende Medien, die eine Schar­nier­funk­tion zwi­schen legi­ti­mer poli­ti­scher Kritik und radi­ka­li­sier­ter Gegen­öf­fent­lich­keit einnehmen.

Beschrei­bung des Feldes

Wir haben ein Feld von ca. 50 Medien und Kanälen abge­steckt und im Sep­tem­ber 2021 anhand ver­schie­de­ner for­ma­ler und inhalt­li­cher Marker näher betrach­tet und eingeordnet.

Reich­wei­ten (Likes, Abos, Aufrufe) und Meinungsmacht

Als Kri­te­rium für eine erste Ein­schät­zung der Rele­vanz haben wir die Anzahl von Likes, Abon­ne­ments oder Auf­ru­fen erhoben.[4]

Die 10 reich­wei­ten­stärks­ten Kanäle je Platt­for­men (alle Zahlen Stand Oktober 2021):

Diagramm der größten Facebook-Kanäle, wie darunter beschrieben
Quelle: Eigene Erhe­bung durch Geg­ner­ana­lyse, Stand: Oktober 2021

Face­book

Epoch Times Pan­orama [5] (669.000 Likes, 888.200 Abos)
RT DE [6] (527.700 Likes, 629.200 Abos)
Tim K. [7] (Tim Kellner) (282.600 Abos)
Freie Medien [8] (286.000 Likes, 278.700 Abos)
SNA [9] (ehemals Sputnik) (216.700 Likes, 218.200 Abos)
Deutsch­land Kurier [10] (80.600 Likes, 100.200 Abos)
Nach­Denk­Sei­ten [11] (92.600 Likes, 100.200 Abos)
Deut­sche Wirt­schafts Nach­rich­ten [12] (93.900 Likes, 92.400 Abos)
Boris Reit­schus­ter [13] (87.900 Abos)
NEO­Presse [14] (61.700 Likes, 62.900 Abos)

Diagramm der größten Telegram-Kanäle, wie darunter beschrieben
Quelle: Eigene Erhe­bung durch Geg­ner­ana­lyse, Stand: Oktober 2021

Tele­gram

reitschuster.de (233.000 Sub­scri­ber)
Eva Herman Offi­zi­ell
[15] (181.000 Subscriber)
Oliver Janich öffent­lich [16](159.000 Sub­scri­ber)
Alles Ausser Main­stream [17](Bodo Schiff­mann) (153.000 Subscriber)
Qlobal-Change (149.000 Subscriber)
Freie Medien [18] (134.000 Subscriber)
Samuel Eckert [19] (123.000 Subscriber)
apolut [20](ehemals KenFM, Ken Jebsen) (122.000 Subscriber)
Auf1 [21] (118.000 Subscriber)
Fakten Frieden Frei­heit [22] (110.000 Subscriber)

Diagramm der größten Twitter-Kanäle, wie darunter beschrieben
Quelle: Eigene Erhe­bung durch Geg­ner­ana­lyse, Stand: Oktober 2021

Twitter

Roland Tichy [23] (289.000 Follower)
Boris Reit­schus­ter [24] (100.900 Follower)
Die Achse des Guten [25] (52.200 Follower)
apolut.net [26] (ehemals KenFM) (48.600 Follower)
RT DE [27] (48.600 Follower)
Nach­Denk­Sei­ten [28] (36.300 Follower)
COMPACT-Magazin [29] (31.300 Follower)
Gunnar Kaiser [30] (23.100 Follower)
Oliver Janich [31] (17.300 Follower)
Epoch Times DE [32] (13.000 Follower)

Diagramm der größten YouTube-Kanäle, wie darunter beschrieben
Quelle: Eigene Erhe­bung durch Geg­ner­ana­lyse, Stand: Oktober 2021

Youtube

RT DE [33] (612.000 Abos), gesperrt
Tim Kellner [34] (373.000 Abos)
Boris Reit­schus­ter [35] (332.000 Abos)
Gunnar Kaiser [36](222.000 Abos)
SchrangTV [37](Heiko Schrang) (174.000 Abos)
Politik Spezial – Stimme der Ver­nunft [38](173.000 Abos)
COMPACTTV
[39]des COMPACT-Maga­zins (151.000 Abos)
CGArvay [40](Clemens Arvay) (132.000 Abos)
Tichys Ein­blick [41] (129.000 Abos)
Achgut.Pogo [42] (Die Achse des Guten) (103.000 Abos)

Die Zahlen aus den sozia­len Medien können einen Hinweis auf die Reich­wei­ten geben. Sie bestä­ti­gen den Ein­druck, dass bestimmte Medien wie RT DE, Apolut (Ken Jebsen), Reit­schus­ter oder Compact große Bedeu­tung für das Feld der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Gegen­me­dien haben. So tren­dete in den ver­gan­ge­nen Monaten immer wieder #reit­schus­ter auf Twitter. Ande­rer­seits errei­chen Akteu­rin­nen und Akteure, die eine große mediale Auf­merk­sam­keit erfah­ren oder häufig geteilt werden, wie z.B. die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand um den Dra­ma­ti­ker Anselm Lenz(Facebook: 1.700, Tele­gram: 5.300, Insta­gram: 5.200) oder das Portal Rubikon (Tele­gram: 9.400), über­ra­schend nied­rige Zahlen in sozia­len Netz­wer­ken. Aller­dings sind diese Zahlen mit Vor­sicht zu genie­ßen. Zum einen werden die Pos­tings der Seiten von den Platt­form­be­trei­be­rin­nen nicht auto­ma­tisch an alle Abon­nen­tin­nen und Abon­nen­ten aus­ge­spielt. Zum anderen ist bekannt, dass sich die Abon­ne­ment­zahl mit unlau­te­ren Prak­ti­ken künst­lich erhöhen lässt. Die Zahlen stellen also allen­falls Anhalts­punkte dar.

Die meisten sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Medien ver­öf­fent­li­chen auf klas­si­schen Web­sites oder in Blog­for­ma­ten. Die Zugriffs­zah­len sind für Außen­ste­hende tech­nisch nicht zu erheben. Aus­sa­gen über die Reich­weite von Web­sei­ten können deshalb nicht getrof­fen werden. Über Umwege wie Sta­tis­ti­ken von Such­ma­schi­nen können ledig­lich Trends abge­le­sen werden. Einen vali­de­ren Hinweis auf die Reich­weite der Web­sei­ten geben Sta­tis­ti­ken über die Häu­fig­keit von geteil­ten Inter­net­do­mains aus sozia­len Netz­wer­ken. Ver­brei­tungs­stark sind auch Medien, welche größ­ten­teils oder aus­schließ­lich Content anderer Medien wei­ter­ver­tei­len – z.B. Freie Medien oder uncutnews.ch, aber auch Eva Herman Offi­zi­ell auf Tele­gram. Das Center für Moni­to­ring, Analyse und Stra­te­gie (CeMAS) hat für einen Zeit-raum von vier Wochen vor bis zur Bun­des­tags­wahl am 26. Sep­tem­ber 2021 die fünf folgen-den auf Tele­gram meist­ge­teil­ten Inter­net­do­mains der „Alter­na­tiv­me­dien“ aus­ge­macht: uncutnews.ch, de.rt.com (RT DE), epochtimes.de, reitschuster.de, report24.news. [43]

Viel­falt der Medien und Auswahl der Medienkanäle

Die beob­ach­te­ten Medien nutzen Face­book, Twitter, Youtube, Tele­gram, Nach­rich­ten-seiten, Blogs, digi­tale TV-Formate, cross­me­diale Ange­bote und gedruckte Maga­zine. Die Viel­falt ist groß und lässt sowohl auf die ange­peilte Ziel­grup­pe­schlie­ßen als z. B. auch auf das Bestre­ben, in der Medi­en­land­schaft seriös zu wirken. So liegt etwa Tichys Ein­blick als gedruck­tes Monats­ma­ga­zin vor (Druck­auf­lage 65.000 [44]). Die Publi­ka­tion ver­sam­melt auch renom­mierte Autorin­nen und Autoren, die sich anschei­nend genauso wenig wie ihre Lese­rin­nen und Leser an popu­lis­ti­schen Tönen bis hin zur Ver­ächt­lich-machung der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie und ihrer Reprä­sen­tan­ten stören. Der namens­ge­bende Publi­zist Roland Tichy ist auch auf Twitter reich­wei­ten­stark (289.000 Fol­lower [45]). Das deut­lich radi­ka­lere Quer­front­ma­ga­zinCompact liegt eben­falls an Kiosken aus und ver­sucht sich auch an Online-TV-For­ma­ten. Hier liegt der poli­ti­sche Extre­mis­mus offen zutage.

Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand tritt wie­derum nicht nur als Ver­an­stal­te­rin von Corona-Demons­tra­tio­nen auf, sondern gibt auch eine gedruckte Wochen-zeitung heraus, die auf Ver­an­stal­tun­gen ver­teilt wird, im Abon­ne­ment und als PDF-Down­load erhält­lich ist. [46]

Alter­na­tive“ Nach­rich­ten­for­mate sind mit einem großen Output an unter­schied­li­chen Themen auf Face­book präsent. Face­book ist eine Platt­form, die vor allem für eine Alters­gruppe ab 35 Jahren rele­vant ist. Die große Präsenz auf Face­book und die gleich­zei­tig geringe Präsenz auf Platt­for­men wie Insta­gram oder TikTok, die für Jüngere attrak­tiv sind, lässt auf die demo­gra­phi­sche Struk­tur der Ziel­gruppe der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Medien schlie­ßen. Sind die Medien auf Insta­gram aktiv, sind die Abon­ne­ment­zah­len deut­lich gerin­ger als bei Face­book. Auf TikTok findet sich fast kein Medium des betrach­te­ten Feldes. Auf Face­book sehr präsent ist z.B. das deutsch­spra­chige Angebot des rus­si­schen Staats­sen­dersRT DE [47] (527.700 Likes, 629.200 Abos) oder die deutsch­spra­chige Online-Version der aus dem Falun Gong-Umfeld stam­men­den Epoch Times [48](669.000 Likes, 888.250 Abos). Beide pro­fi­tie­ren vom Algo­rith­mus der Platt­form – ein­zelne Artikel zu im Umfeld der Gegen­me­dien stark pola­ri­sie­ren­den Themen wie „Impf­pflicht“ oder Migra­tion errei­chen deut­lich größere Reich­wei­ten als Texte zu weniger emo­tio­na­li­sier­ten Themen. Gene­rell gilt, dass algo­rith­mus­ba­sierte Anbie­te­rin­nen und Anbie­ter bei Gegen­me­dien beliebt sind.

Immer wieder sperren oder löschen Face­book, Youtube oder Twitter Konten, die gegen ihre Richt­li­nien ver­sto­ßen – etwa wegen der Ver­brei­tung von Hass oder falsch dekla­rier­ten Unwahr­hei­ten. Die gesperr­ten Inhalts­an­bie­ter wandern mit ihren pro­ble­ma­ti­schen Inhal­ten in die Nischen „alter­na­ti­ver“ Platt­for­men wie Tele­gram oder zum Video-Hosting-Dienst Bitchute. Tele­gram gilt auch aus diesem Grund als zen­trale Platt­form für ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­sche Akteu­rin­nen und Akteure. Radi­kale Accounts wie jene aus dem rechts­extre­men QAnon-Umfeld finden sich vor allem bei diesem Mes­sen­ger-Dienst, wo sie weder Kon­trolle noch Löschung fürch­ten müssen. Das gilt für Qlobal-Change (150.000 Sub­scri­ber [49]) oder Q‑Anons (24.800 Mit­glie­der [50]).

Auf Platt­for­men wie Tele­gram oder Bitchute sind die Inhalte zwar weniger sicht­bar, gleich­zei­tig wegen feh­len­der Regu­lie­rung radi­ka­ler. Zuletzt häuften sich die Sper­run­gen auch im Zusam­men­hang mit den Corona-Pro­tes­ten und der Ver­brei­tung von Ver­schwö­rungs­theo­rien. So sperrte Face­book im Sep­tem­ber 2021 knapp 150 Konten und Gruppen aus dem Umfeld der „Querdenker“-Bewegung, u.a. auch das Konto von Michael Ballweg, dem Gründer von „Querdenken711“ in Stutt­gart. Ende Sep­tem­ber 2021 sperrte Youtube die Kanäle von RT DE wegen Des­in­for­ma­tion über Covid-19. Die Beweg­lich­keit in Bezug auf die Wahl der Kanäle und damit ver­bun­de­nen Ziel­grup­pen sowie der relativ fle­xi­ble Umgang mit Sper­run­gen ist ein Merkmal vieler Gegen­me­dien. Viele Kanäle expe­ri­men­tie­ren mit neuen For­ma­ten – Compact etwa baute jüngst COMPACTTV auf. Ein wei­te­res Bei­spiel ist der Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker Ken Jebsen, der sich und sein Medium KenFM immer wieder neu erfand. Nachdem z.B. Ende 2020 sein Youtube-Kanal mit zuletzt fast 500.000 Abos gesperrt worden war, ver­la­gerte Jebsen seine Akti­vi­tä­ten zunächst auf Tele­gram und launchte das cross­me­diale Medi­en­pro­jekt apolut (Tele­gram: 122.000 Sub­scri­ber) – dieses Bei­spiel wird Erkennt­nisse über Erfolg oder Miss­erfolg der Stra­te­gie des soge­nann­ten Deplat­formings [51] liefern können.

Ver­net­zung und zen­trale Akteu­rin­nen und Akteure

Es gibt zahl­rei­che Ver­bin­dun­gen zwi­schen diver­sen Gegen­me­dien. Vor allem auf den Tele­gram-Kanälen werden viele Inhalte anderer sys­tem­op­po­si­tio­nel­ler Medien geteilt.
Einige Medi­en­häu­ser und Akteure sind bei der Ver­net­zung beson­ders aktiv: Ken Jebsen als gefrag­ter Gesprächs­part­ner oder Jürgen Elsäs­ser, der u.a. mit den regel­mä­ßi­gen Compact-The­men­kon­fe­ren­zen pro­mi­nente Szene-Gäste anwirbt und auch inter­na­tio­nale Ver­net­zung betreibt.

RT DE kann in vie­ler­lei Hin­sicht als Leit­me­dium der Gegen­öf­fent­lich­keit gelten. Das deutsch­spra­chige Web- und Online­fern­seh­por­tal ist Teil des mehr­spra­chi­gen RT-Netz­werks mit Sitz in Moskau. Auf­grund der Finan­zie­rung durch den rus­si­schen Staat ist RT mit seinen finan­zi­el­len Res­sour­cen, seiner pro­fes­sio­nel­len Infra­struk­tur und den ange­streb­ten 200 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern im Feld der Gegen­me­dien kon­kur­renz­los. Und obwohl RT DE die Sen­de­li­zenz für Deutsch­land ver­wehrt worden ist, ist die Reich­weite enorm. Regel­mä­ßig schafft es RT DE mit der Zahl an Inter­ak­tio­nen und Shares ein­zel­ner Bei­träge auf Face­book und Twitter unter die Top-100 des Ran­kings des Online­an­bie­ters 10000 Flies. RT gilt als Instru­ment eines Infor­ma­ti­ons­kriegs gegen den Westen [52] und das Selbst­ver­ständ­nis als Gegen­ge­wicht zu den „west­li­chen Medien“ trifft auf Reso­nanz beim Publi­kum der Gegen­me­dien. RT DE ist wegen seines großen the­ma­ti­schen Port­fo­lios, der ein­sei­tig anti­ame­ri­ka­ni­schen und pro­rus­si­schen Bericht­erstat­tung, und jüngst auch einer impf­skep­ti­schen Grund­hal­tung als „Alter­na­tive“ zu den eta­blier­ten Medien nach rechts wie links anschluss­fä­hig. RT DE gibt pro­mi­nen­ten Gesich­tern der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Gegen­öf­fent­lich­keit wie Ken Jebsen oder Jürgen Elsäs­ser in Inter­views oder Talk­run­den eine Bühne. Über Corona-Pro­teste wurde u.a. aus­gie­big mit Live-Über­tra­gun­gen berich­tet. Im Sep­tem­ber 2021 sperrte Youtube die Kanäle von RT DE wegen Des­in­for­ma­tion zu Covid-19.

Eine pro­mi­nente Person der Gegen­me­dien ist Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen. Seine Bekannt­heit nutzt der ehe­ma­lige RBB-Mode­ra­tor und Ver­schwö­rungs­ideo­loge auch für die Ver­net­zung inner­halb der Gegen­öf­fent­lich­keit. Jebsen ist häufig in anderen sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Medien präsent, so war er zu Gast bei SchrangTV, Gunnar Kaiser oder Jürgen Elsäs­ser, im Inter­view mit der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand oder als Redner bei den „Mahn­wa­chen“ und später bei „Quer­den­ken“ in Stutt­gart. Jebsen selbst betont, die poli­ti­schen Kate­go­rien von rechts und links seien über­holt und spricht ein ent­spre­chen­des Publi­kum an. Seine fun­da­men­tale Medi­en­kri­tik, Themen wie 9/​11, genauso wie seine Über­zeu­gung, die par­la­men­ta­ri­sche Demo­kra­tie sei ein Täu­schungs­ma­nö­ver, teilt er mit der „Querdenken“-Bewegung. Die anti­se­mi­ti­schen Ver­schwö­rungs­theo­rien machen Jebsen anschluss­fä­hig nach ganz rechts wie auch nach links, wo Anti­im­pe­ria­lis­mus und Anti­ame­ri­ka­nis­mus ver­brei­tet sind. Wegen der Ver­brei­tung von Des­in­for­ma­tion und Ver­schwö­rungs­my­then stufte der Ver­fas­sungs­schutz Berlin KenFM 2021 als Ver­dachts­fall ein. Nach meh­re­ren Sper­run­gen launchte Jebsen im Sommer 2021 apolut.

Der einst linke Publi­zist Jürgen Elsäs­ser und das Compact-Magazin, seit 2020 vom Ver­fas­sungs­schutz als rechts­extre­mer Ver­dachts­fall beob­ach­tet, sind ein Schar­nier in die extreme Rechte. Während Compact früher ver­suchte, mit Anti­ame­ri­ka­nis­mus und Putin-Nähe auch ein linkes Spek­trum anzu­spre­chen, hat sich das Magazin inzwi­schen der Neuen Rechten ange­nä­hert. Die Inhalte des Maga­zins sind ver­schwö­rungs­ideo­lo­gisch-anti­se­mi­tisch, revi­sio­nis­tisch und ras­sis­tisch, anti­west­lich, die Auf­ma­chung ist rei­ße­risch. Elsäs­ser tritt regel­mä­ßig als Redner auf, er sprach bei Pegida und tauschte sich mit Samuel Eckert und Oliver Janich über „Quer­den­ken“ aus. Mit dem gedruck­ten Magazin, the­ma­ti­schen – z.B. geschichts­re­vi­sio­nis­ti­schen – Spe­zi­al­aus­ga­ben, dem Video­for­mat COMPACTTV und rege­mä­ßi­gen Live-Streams werden eine ganze Reihe von Kanälen abge­deckt. Zudem ver­an­stal­tete Compact mit dem Putin-nahen Insti­tut für Demo­kra­tie und Zusam­men­ar­beit regel­mä­ßig Kon­fe­ren­zen mit teil­weise pro­mi­nen­ten Gästen – zu Gast waren u.a. Ken Jebsen, Thilo Sar­ra­zin, der Dra­ma­ti­ker Rolf Hoch­huth, SPD-Ost­po­li­ti­ker Egon Bahr und der ehe­ma­lige Prä­si­dent der rus­si­schen Staats­bahn, Wla­di­mir Jakunin, aber zuneh­mend kommen vor allem radi­kale Rechte wie Björn Höcke (rechts­na­tio­na­ler „Flügel“ der AfD), Martin Sellner (Iden­ti­täre Bewe­gung), Götz Kubit­schek (Neue Rechte), Lutz Bach­mann (Pegida). Elsäs­ser ist regel­mä­ßig zu Gast bei RT DE.

Hin­ter­grund der Medien, ihrer Prot­ago­nis­tin­nen und Protagonisten

Der Hin­ter­grund der diver­sen Akteure und Medien ist sehr unter­schied­lich – dies betrifft die poli­ti­sche Ver­or­tung genauso wie die Arbeits­weise oder inhalt­li­che Posi­tio­nen. Fast alle Prot­ago­nis­ten sind männ­lich. Einige sind erst seit Beginn der Corona-Pan­de­mie im Medi­en­ge­schäft, wie z.B. Bodo Schiff­mann und Michael Ballweg. Andere hatten sich bereits einen Namen gemacht, wie der frühere Chef­re­dak­teur der Wirt­schafts­wo­che Roland Tichy, der in seinem Magazin eine Reihe renom­mier­ter Autorin­nen und Autoren ver­sam­melt, Ex-Tages­s­schau-Spre­che­rin Eva Herman, der ehe­ma­lige RBB-Mode­ra­tor Ken Jebsen oder der ehemals linke Publi­zist Jürgen Elsässer.

Einige der Medien exis­tie­ren bereits seit meh­re­ren Jahren – wie RT DE, KenFM oder das Compact-Magazin –, schaff­ten es aber, in der Zeit der Covid-Pan­de­mie ihre Reich­weite zu erhöhen. Andere Kanäle haben sich direkt aus der „Querdenker“-Szene ent­wi­ckelt und wurden zu einem ein­fluss­rei­chen Sprach­rohr. Dies gilt vor allem für die Tele­gram-Kanäle des Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gen Bodo Schiff­mann (153.000 Sub­scri­ber) [53] und des Akti­vis­ten Samuel Eckert (123.000 Sub­scri­ber) [54].

Neben den For­ma­ten unter­schei­den sich auch Tona­li­tät und Art der Inhalts­ver­mitt­lung sehr stark. Die einen ver­mit­teln Posi­tio­nen vor allem über „Andeu­tun­gen“, über für das Publi­kum ver­ständ­li­che Chif­fren, Buz­zwords oder Häme (z.B. Tim Kellner), andere arbei­ten auf den ersten Blick jour­na­lis­tisch recht sorg­fäl­tig (z.B. Eva Herman), prä­sen­tie­ren sich als neutral, ver­mit­teln Inhalte aber durch ein­sei­tige oder ver­zer­rende Bericht­erstat­tung und Aus­las­sun­gen (z.B. RT DE). Die einen kon­zen­trie­ren sich auf Mei­nungs­ar­ti­kel (z.B. Achse des Guten), andere setzen radi­kale Aus­sa­gen ver­mit­telt durch mas­sen­haft Werbung für Bücher mit zuge­spitz­ten Titeln oder Pro­dukte aus dem Bereich Sur­vi­val oder Natur­heil-kunde (z. B. Kopp Report, Bodo Schiff­mann, Heiko Schrang). Außer­dem gibt es akti­vis­ti­sche Kanäle, in denen ver­netzt und mobi­li­siert wird (z.B. Bodo Schiff­mann, Quer­den­ken-711).

Poli­ti­sche Aus­rich­tung, The­men­schwer­punkte und Abbil­dung eines breiten poli­ti­schen Spektrums

Bei den Gegen­me­dien handelt es sich um ein Phä­no­men, das sich poli­tisch nicht klar im links-rechts-Schema ver­or­ten lässt und ein breites poli­ti­sches Spek­trum abbil­det. Wir haben mit einem Katalog aus 22 inhalt­li­chen Markern gear­bei­tet, der die Medien anhand von inhalt­li­chen Posi­tio­nen mit Radi­ka­li­sie­rungs­po­ten­tial, The­men­fel­dern und ver­wen­de­ten Nar­ra­ti­ven zu ver­glei­chen und ein­zu­ord­nen half. Grund­le­gend war dabei die Frage, welche Grund­ein­stel­lun­gen, Motive und Themen die jewei­li­gen Medien und Kanäle gemein­sam haben und welche sie unterscheiden.

Dabei zeigte sich, dass es die meisten Über­schnei­dun­gen bei fol­gen­den Markern gab: klare Posi­tion gegen eta­blierte und öffent­lich-recht­li­che Medien; Miss­trauen gegen­über der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, ihrer Par­teien und Insti­tu­tio­nen bis hin zu deren offenen Ableh­nung; extreme Pola­ri­sie­rung von Gut und Böse, die sich z.B. in der sys­te­ma­ti­schen Ent­ge­gen­set­zung von „Elite“ und „Volk“ aus­drückt; Feind­bild­mar­kie­rung und Per­so­ni­fi­ka­tion von Feind­bil­dern in realen Per­so­nen wie z.B. Angela Merkel, Bill Gates oder George Soros; ver­schie­dene Ver­schwö­rungs­theo­rien von der „Impf­in­dus­trie“ über den „Great Reset“ bis zum Anschlag auf das World Trade Center als „False Flag“-Aktion. Dies sind – neben der Kritik an den Corona-Maß­nah­men – die Kern­to­poi der Gegenmedien.

Ableh­nung der eta­blier­ten Medien

Gegen­me­dien ver­ste­hen sich qua Selbst­de­fi­ni­tion als „Alter­na­tive“. Sie nehmen für sich in Anspruch, über Themen zu berich­ten und Wahr­hei­ten ans Licht zu bringen, die in den eta­blier­ten Medien nicht zu finden seien oder ver­schwie­gen würden. Die Gegen­me­dien begrei­fen sich als mutiges Sprach­rohr, das sich mit der Wahr­heit gegen einen „Mei­nungs­main­stream“ stellt. Deut­lich wird dies z.B. in den Unter­ti­teln oder Slogans der Medien: „Bodo Schiff­mann – Alles außer Main­stream“, „Demo­kra­ti­scher Wider­stand – Wider die Gleich­schal­tung!“, „Anti-Spiegel – Fun­dierte Medi­en­kri­tik“, „Epoch Times – Wahr­heit und Tra­di­tion“, „Nach­denk­sei­ten – die kri­ti­sche Website“, „reitschuster.de – Kri­ti­scher Jour­na­lis­mus. Ohne ‚Haltung‘. Ohne Beleh­rung. Ohne Ideo­lo­gie.“. Dahin­ter steht ein Bild der eta­blier­ten Qua­li­täts­me­dien als Instru­ment der „herr­schen­den Klasse“. Dieser Topos vom „media­len Betrug am Volk“ ist anschluss­fä­hig an ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­sche Nar­ra­tive. Die Behaup­tung von sys­te­ma­ti­scher Zensur (z.B. Boris Reit­schus­ter, Compact, Fakten Frieden Frei­heit, Samuel Eckert, Unzensuriert.at) ist sehr weit ver­brei­tet, wird jedoch häufig nur ange­deu­tet – hier treffen sich die Kanäle mit impf­skep­ti­schen Inhal­ten (z.B. RT DE, Reit­schus­ter, Gunnar Kaiser, Bodo Schiff­mann, Michael Ballweg, Unzensuriert.at, Carolin Matthie) mit jenen radikal ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen Medien, die z.B. einen „Great Reset“ durch die Corona-Politik pro­pa­gie­ren (z.B. Michael Mann­hei­mer, Oliver Janich, Auf1 TV).

Volk gegen Eliten

Die Pola­ri­sie­rung und das Her­un­ter­bre­chen kom­ple­xer Zusam­men­hänge und Inter­es­sens­la­gen auf ein simples Gut undBöse – am wei­tes­ten ver­brei­tet in der Ent­ge­gen­set­zung „Elite und Volk“ – scheint die Gegen­me­dien aus­zu­ma­chen. Damit ver­bun­den ist die Ableh­nung der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, ihrer Par­teien und Insti­tu­tio­nen. Ihnen wird unter­stellt, sie würden ledig­lich bestimmte Inter­es­sen einer mäch­ti­gen Min­der­heit gegen die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit durch­set­zen (z.B. Unzensuriert.at, Qlobal Change, Michael Ballweg, Samuel Eckert), in abge­schwäch­ter Form geht es um die Fest­stel­lung eines Total­ver­sa­gens der poli­ti­schen Insti­tu­tio­nen und ihres Per­so­nals (z.B. Tichys Ein­blick). Mit diesem Urteil werden häufig zugleich Legi­ti­mi­tät, Sinn und Nutzen der demo­kra­ti­schen Insti­tu­tio­nen infrage gestellt. Nicht selten öffnet sich so eine Tür zu einer anti­de­mo­kra­ti­schen Haltung, ohne dass als Alter­na­tive unbe­dingt ein auto­ri­tä­rer Staat gefor­dert werden würde. Die Corona-Pan­de­mie ist ein Kris­tal­li­sa­ti­ons­punkt, an dem all diese inhalt­li­chen Stränge zusam­men­lau­fen: Covid-19 gilt wahl­weise als Beweis für das poli­ti­sche Total­ver­sa­gen, als Erfin­dung der Phar­ma­in­dus­trie oder als Instru­ment, die­Be­völ­ke­rung ent­we­der zu unter­jo­chen oder mit­hilfe der Impfung gene­tisch zu ver­än­dern (z.B. Q‑Anons, Corona ist nicht das Problem, Fakten Frieden Frei­heit, Eckert, Carolin Matthie, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand). Den Medien wird gleich­zei­tig unter­stellt, der Politik nach dem Mund zu reden und gleich­ge­schal­tet zu sein.

Die sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Medien geben sich in ihrem Angriff auf Insti­tu­tio­nen und Ver­tre­te­rin­nen der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie häufig vor­der­grün­dig als Ver­tei­di­ger von Demo­kra­tie und Frei­heit gegen mäch­tige Eliten (z.B.Kom­mu­ni­ka­ti­ons­büro Demo­kra­ti­scher Wider­stand, Nach­Denk­Sei­ten). So frag­wür­dig das Demo­kra­tie- und Frei­heits­ver­ständ­nis vieler Akteu­rin­nen und Akteure auch sein mag, ein expli­zi­ter Hang der Gegen­me­dien zu einem auto­ri­tä­ren Staats­ver­ständ­nis kann pau­schal nicht fest­ge­stellt werden. Viel­mehr werden teils anti-eta­tis­ti­sche Töne angeschlagen.

Platter Anti­ka­pi­ta­lis­mus

Bei einigen anderen inhalt­li­chen Markern ist die Aus­prä­gung sehr unter­schied­lich. Kapi­ta­lis­mus­kri­tik geht oft mit einem Hang zur Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung einher. Teil­weise domi­niert ein sozi­al­po­pu­lis­ti­scher Ton – z. B. bei den Nach­Denk­Sei­ten und ihrer obses­si­ven Kritik an der Agenda 2010 und dem soge­nann­ten „Neo­li­be­ra­lis­mus“. Sie kann auch domi­niert sein von anti­se­mi­ti­schen und eli­ten­feind­li­chen Nar­ra­ti­ven – so z.B. bei Compact, wo gesell­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen von den Medien bis zu den Par­la­men­ten unter­stellt wird, ver­meint­li­chen Draht­zie­hern wie George Soros oder Bill Gates zu dienen. Indem Politik und Medien als will­fäh­rige Instru­mente mäch­ti­ger Wirt­schafts­in­ter­es­sen glo­ba­ler Kon­zerne oder als „Glo­ba­lis­ten“ bezeich­ne­ter Eliten gelten, kann ein plumper und mit Res­sen­ti­ments ange­rei­cher­ter, häufig auch anti­se­mi­tisch kon­no­tier­ter Anti­ka­pi­ta­lis­mus zu einem ver­bin­den­den Merkmal der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Medien werden. Dieser Anti­ka­pi­ta­lis­mus ist häufig der kleinste gemein­same Nenner, auf den man sich über alle Dif­fe­ren­zen hinweg von rechts bis links einigen kann.

Links-Rechts

Die Ein­tei­lung in linke und rechte Lager ergibt im Feld der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Gegen­öf­fent­lich­keit kaum noch Sinn. Viel­mehr gibt es Medien, die auf eine Weise argu­men­tie­ren, wie man es bisher vor allem von der Linken kannte: anti­ka­pi­ta­lis­tisch, herr­schafts­kri­tisch, sozi­al­kri­tisch, im Ein­zel­fall anti­ras­sis­tisch. Die vor­geb­lich oder ehemals linken Medien bezie­hen inzwi­schen über­wie­gend Quer­front­po­si­tio­nen, bleiben aber auf­grund ihrer poli­ti­schen Geschichte bzw. bestimm­ten Argu­men­ta­ti­ons­mus­tern für einen Teil des links-alter­na­ti­ven Publi­kums anschluss­fä­hig. DieKom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand, Nach­Denk­Sei­ten, Rubikon, Gunnar Kaiser oder Ken Jebsen zählen dazu. Andere Medien wie Jour­na­lis­ten­watch, Deutsch­land Kurier oder Eva Herman bezie­hen mit frem­den­feind­li­chen Äuße­run­gen Posi­tio­nen, die als rech­tra­di­kal gelten können. Viele Medien spielen bewusst mit der Beob­ach­tung, dass sich das Denken in poli­ti­schen Lagern über­holt habe. RT DE etwa bedient gezielt linke wie rechte poli­ti­sche Milieus.

Einigen der Medien nehmen für sich in Anspruch, „dem Volk“ als „Sou­ve­rän“ wieder eine Stimme zu geben, die diesem vor­geb­lich durch eine poli­ti­sche Elite und die Alt­par­teien genom­men wurde. Die Unter­schei­dung von linken und rechten Posi­tio­nen wird dort als Spal­tungs­in­stru­ment und Ablen­kungs­ma­nö­ver ver­stan­den. Jürgen Elsäs­ser z.B. enga­gierte sich schon früh für eine Quer­front [55]. 2009 z. B. grün­dete er die „Volks­in­itia­tive gegen das Finanz­ka­pi­tal“ mit dem Ziel, die poli­ti­schen Reihen hinter einem Natio­nal­staat und in Abwehr inter­na­tio­na­ler Kon­zerne zu schlie­ßen. In die­selbe Rich­tung geht Elsäs­sers flos­kel­hafte Vor­stel­lung auf Demons­tra­tio­nen, die regel­mä­ßig mit „… und meine Ziel­gruppe ist das Volk“ endet. Ins­be­son­dere vor dem Hin­ter­grund seiner poli­ti­schen Bio­gra­fie ist die Bot­schaft klar: Links und Rechts treten zuguns­ten einer völ­ki­schen Idee zurück.

Ras­sis­mus, Islam­feind­lich­keit, Antisemitismus

Anti­se­mi­tis­mus ist auf­grund der ver­brei­te­ten Eli­ten­feind­lich­keit und Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen als laten­tes Motiv nahezu per­ma­nent wenn auch in unter­schied­li­chen Aus­prä­gun­gen vor­han­den. Eine extreme Posi­tion nimmt hierbei Ken Jebsen ein, indem er ganz unver­stellt das anti­se­mi­ti­sche Bild einer Welt­ver­schwö­rung ver­brei­tet. Eine Aus­nahme bildet die Achse des Guten, die den Anti­se­mi­tis­mus hinter Ver­schwö­rungs­theo­rien und plattem Anti­ka­pi­ta­lis­mus scharf kri­ti­siert. Auch bei anderen Aspek­ten grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit gibt es Unter­schiede. Ein ras­sis­ti­scher oder islam­feind­li­cher Zugang zum Thema Migra­tion ist zwar sehr ver­brei­tet, unter­schie­det sich aber im Ton. Einige Kanäle sind ras­sis­tisch und rechts­extrem (z.B. Tim Kellner, Compact, Q‑Anon, Poli­ti­cally Incor­rect News) und nah am Topos der „Umvol­kung“ oder des „großen Aus­tauschs“. Andere behaup­ten eine gezielt oder fahr­läs­sig her­bei­ge­führte Gefähr­dung west­li­cher Lebens­weise durch Ein­wan­de­rung und den Islam, der meist mit Isla­mis­mus gleich­ge­setzt wird (z.B. Jour­na­lis­ten­watch, Unzen­su­riert, Qlobal Change, Michael Ballweg, Fakten Frieden Frei­heit). Andere the­ma­ti­sie­ren Migra­tion vor allem über Umwege, etwa mit­hilfe eines geschlecht­lich kon­no­tier­ten Täter-Opfer-Bildes – so wird z.B. der Ein­druck erweckt, Muslime oder Nicht-Deut­sche würden häufig deut­sche Frauen ver­ge­wal­ti­gen (z.B. Tim Kellner, Eva Herman, Jour­na­lis­ten­watch). Kon­textTV oder die Nach­Denk­Sei­ten hin­ge­gen prä­sen­tie­ren sich als anti­ras­sis­tisch und grenzen sich gegen rechts ab. Die Epoch Times hat einen Fokus auf Min­der­hei­ten­rechte, was sich mit dem Hin­ter­grund der Zeitung aus dem Umfeld der in China ver­folg­ten Falun-Gong-Sekte erklä­ren ließe.

Feind­bild „Gender“, Poli­ti­cal Cor­rect­ness, links-grüne Milieus

Eine kleine Zahl an Kanälen beschäf­tigt sich exzes­siv mit dem The­men­kom­plex Selbst­be­stim­mung in Bezug auf sex und gender – häufig ver­brämt als „Gender-Wahn“ oder „Gen­de­ris­mus“ (z.B. Eva Herman, Reit­schus­ter, Compact, Tichys Ein­blick, Q‑Anon, Corona-Reset). Hier ist z.B. die Behaup­tung einer „Früh­sexua­li­sie­rung von Kindern“ durch die The­ma­ti­sie­rung und Reprä­sen­ta­tion sexu­el­ler Viel­falt ver­brei­tet (z.B. Eva Herman, Compact). Nicht selten wird auch, als Gegen­po­si­tion zur Dis­kri­mi­nie­rung von Frauen und Nicht-Weißen, die Dis­kri­mi­nie­rung des weißen Mannes behaup­tet (z.B. Eva Herman, Compact, Epoch Times, Poli­ti­cally Incor­rect News). Auf­fäl­lig ist der hämi­sche und men­schen­ver­ach­tende Zugang zu diesem The­men­kom­plex. Häufig wird eine rhe­to­ri­sche Schleife genutzt und mit dem Verweis auf LGBTIQ+ und eine poli­ti­cal cor­rect­ness der „Links-Grünen“ behaup­tet, dass der Staat die Bevöl­ke­rungs­mehr­heit benach­tei­lige, um sich um „Rand­grup­pen“ zu kümmern. Hierbei wird igno­riert, welch grund­le­gende Bedeu­tung Selbst­be­stim­mungs­rechte, der Schutz von Men­schen­würde und der Kampf gegen grup­pen­be­zo­gene Men­schen­feind­lich­keit für demo­kra­ti­sche Gesell­schaf­ten hat.

Eso­te­rik und Ökologie

Bei einigen Medien stehen die The­men­kom­plexe Eso­te­rik, Anthro­po­so­phie, Natur­mys­tik und Selbst­hei­lungs­kräfte gegen eine Covid-19-Erkran­kung im Zentrum (z.B. Clemens Arvay). In ihrer Kritik an der Ent­frem­dung der moder­nen Gesell­schaf­ten und der For­de­rung nach einer Rück­kehr zur Natur und Ursprüng­lich­keit treffen sich solche Kanäle häufig mit Medien, die eine aus­ge­prägte Wis­sen­schafts­skep­sis ver­brei­ten. Sie sind häufig anschluss­fä­hig an Theo­rien, die behaup­ten, die Covid-19-Impfung sei gesund­heits­schäd­lich oder töte Men­schen. Diese Theo­rien sind unter Quer­den­ke­rin­nen oder Impf­skep­ti­kern weit ver­brei­tet (z.B. Samuel Eckert, Bodo Schiff­mann, Quer­den­ken-711, aber auch RT DE, Reit­schus­ter, Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stelle Demo­kra­ti­scher Wider­stand). Mit der Behaup­tung, hinter den Corona-Maß­nah­men wie Tests oder Imp­fun­gen stünden in Wahr­heit wirt­schaft­li­che Inter­es­sen (z.B. Clemens Arvay), schließt sich der Kreis zu platten anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen oder ver­schwö­rungs­theo­re­ti­schen Posi­tio­nen (s.o.). Es gibt hier auch einige Beson­der­hei­ten: Der rechts­extreme Account von Heiko Schrang ist z.B. voll von eso­te­ri­schem Wohl­fühl­con­tent und ost­asia­ti­scher Meditationssymbolik.

Unter­schied­li­che Grade der Radikalisierung

Die Häufung bestimm­ter Marker wie Anti­se­mi­tis­mus, Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gie, Ras­sis­mus und Frem­den­feind­lich­keit, Per­so­ni­fi­ka­tion des Bösen, Ableh­nung der reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie, Einsatz von Des­in­for­ma­tion usw. kann einen Hinweis auf den Grad der Radi­ka­li­sie­rung geben. Je mehr dieser Marker zu finden sind, umso radi­ka­ler, men­schen- und sys­tem­ver­ach­ten­der erschei­nen diese Medien. Das Radi­ka­li­sie­rungs­po­ten­tial liegt letzt­lich in der wach­sen­den Ent­frem­dung vom demo­kra­ti­schen System, die in vielen ein­zel­nen Markern durch­scheint und bei großer Häufung als gefes­tigt gelten kann.

In den Gegen­me­dien sind Ver­schwö­rungs­er­zäh­lun­gen in allen mög­li­chen Aus­prä­gun­gen sehr ver­brei­tet. Auch sie sind ein deut­li­ches Zeichen für eine Radi­ka­li­sie­rung. In der Rede von Par­teien und Regie­run­gen als den „Eliten“ oder dem „Estab­lish­ment“, den „bösen Mächten“, oft zusam­men­ge­dacht mit wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen oder gleich der „Hoch­fi­nanz“, ver­ber­gen sich anti­se­mi­ti­sche Denk­mus­ter.[56] Die sys­te­ma­ti­sche Pola­ri­sie­rung trägt außer­dem ein Auf­wie­ge­lungs­po­ten­tial in sich: Wer sich als bedrohte Min­der­heit und an den Rand der Gesell­schaft gedrängt fühlt, nimmt mög­li­cher­weise ein „Recht auf Wider­stand“ in Anspruch. Diese Inan­spruch­nahme eines Wider­stands­rechts ist häufig als Motiv im Zusam­men­hang mit tat­säch­li­chen Hass­ver­bre­chen, mit Mord- und Ter­ror­an­schlä­gen der letzten Jahre erkennbar.

Grund­sätz­lich ist zu beob­ach­ten, dass Kon­su­men­tin­nen und Kon­su­men­ten auch mode­ra­ter Medien im Rand­be­reich des Gegen­me­dien-Feldes ten­den­zi­ell sehr tole­rant gegen­über extre­men Hal­tun­gen sind oder diese sogar unter­stüt­zen. Solan­ge­man in der Ableh­nung vereint ist und es gegen „das System“ geht, erschei­nen sons­tige poli­ti­sche Beden­ken nachrangig.Mitunter tauchen ras­sis­ti­sche Kom­men­tare und Artikel aus rechts­extre­men Zei­tun­gen zwi­schen Werbung und pri­va­ten Foto­grü­ßen auf (z.B. Eva Herman). Ein anderes Bei­spiel ist Epoch Times, wo unter einer Viel­zahl aus­dif­fe­ren­zier­ter Artikel jene beson­ders gut laufen, die z.B. zuge­spitzt über „Mas­sen­mi­gra­tion“ berich­ten, zudem häufen sich dort­het­ze­ri­sche Kom­men­tare von Lese­rin­nen und Lesern unter vor­der­grün­dig mode­ra­ten Arti­keln zu emo­tio­na­li­sier­ten Themen. Die große Tole­ranz der sys­tem­op­po­si­tio­nel­len Gegen­öf­fent­lich­keit gegen­über Extrem­po­si­tio­nen ähnelt den Beob­ach­tun­gen auf Corona-Demons­tra­tio­nen, wo sich Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer häufig der poli­ti­schen Mitte, einem links-alter­na­ti­ven oder grünen Spek­trum zurech­nen[57], mit dem Verweis auf Mei­nungs­plu­ra­lis­mus aber auch gemein­sam mit Reichs­bür­gern und Rechts­extre­men demonstrieren.

Aus­blick

Die vor­lie­gende Feld­ana­lyse ist der Auftakt für das Projekt „Gegen­me­dien als Radi­ka­li­sie­rungs­ma­schine“, mit dem wir die oppo­si­tio­nelle Gegen­öf­fent­lich­keit über einen Zeit­raum bis Ende 2022 genauer unter­su­chen wollen. Neben einem regel­mä­ßi­gen Moni­to­ring aus­ge­wähl­ter Medien geht es darum, mit Fall­stu­dien und Essays Argu­men­ta­ti­ons­wei­sen und ideo­lo­gi­sche Muster zu ana­ly­sie­ren sowie Grenz­be­rei­che und Radi­ka­li­sie­rungs­mo­mente zu beschreiben.

Die Moni­to­rings, Fall­stu­dien und weitere Ana­ly­sen werden auf der Pro­jekt­web­site www.gegneranalyse.de ver­öf­fent­licht und per News­let­ter an Inter­es­sierte ver­schickt. Wei­ter­hin werden die Inhalte in den sozia­len Medien unter @gegneranalyse auf Face­book, Twitter und Insta­gram verbreitet.

Stand: Oktober 2021


 

Fuß­no­ten

1. Vgl.: https://libmod.de/becker-das-misstrauen-in-die-politik-ist-erheblich-umfrage-cevipof-sciencespo/

2. 21 Prozent der Befrag­ten halten es „für sinnlos“ sich poli­tisch zu enga­gie­ren, 18 Prozent sehen „geheime Mächte“ für die Corona-Pan­de­mie ver­ant­wort­lich, 16 Prozent glauben, die regie­ren­den Par­teien „betrü­gen das Volk“ – mehr als doppelt so viele ant­wor­ten hier mit „teils teils“. Vgl.: Zick, Küpper: Die gefor­derte Mitte. Rechts­extreme und demo­kra­tie­ge­fähr­dende Ein­stel­lun­gen in Deutsch­land 2020/​21, Hg. für die Fried­rich-Ebert-Stif­tung v. Fran­ziska Schrö­ter, Bonn 2021. Online abruf­bar: https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie-2021

3. Vgl.: Grande, Hutter, Hunger, Kanol: Alles Covidio­ten? Poli­ti­sche Poten­ziale des Corona-Pro­tests in Deutsch­land, WZB, März 2021.

4. Diese Zahlen sind aller­dings mit Vor­sicht zu genie­ßen, da sie z.B. nicht die Inter­ak­tio­nen abbilden.

5. https://de-de.facebook.com/EpochTimesPanorama/

6. https://www.facebook.com/rtde

7. https://de-de.facebook.com/autor.tim.k

8. https://www.facebook.com/FreieMedien2.0/

9. https://www.facebook.com/snanews.de

10. https://www.facebook.com/DK.Nachrichten/

11. https://de-de.facebook.com/NachDenkSeiten

12. https://de-de.facebook.com/DeutscheWirtschaftsNachrichten

13. https://www.facebook.com/reitschuster

14. https://www.facebook.com/neopr/

15. https://t.me/s/EvaHermanOffiziell

16. https://t.me/s/oliverjanich

17. https://t.me/s/AllesAusserMainstream

18. https://t.me/s/FreieMedienTV

19. https://t.me/s/samueleckert

20. https://t.me/s/KenFM

21. https://t.me/s/auf1tv

22. https://t.me/s/FaktenFriedenFreiheit

23. https://twitter.com/RolandTichy

24. https://twitter.com/reitschuster

25. https://twitter.com/Achgut_com

26. https://twitter.com/apolut_net

27. https://twitter.com/de_rt_com

28. https://twitter.com/NachDenkSeiten

29. https://twitter.com/COMPACTMagazin

30. https://twitter.com/GunnarKaiser

31. https://twitter.com/OliverJanich

32. https://twitter.com/EpochTimesDE

33. https://www.youtube.com/c/RTDE/videos

34. https://www.youtube.com/c/TimKellner

35. https://www.youtube.com/c/BorisReitschuster

36. https://www.youtube.com/c/GunnarKaiserTV

37. https://www.youtube.com/c/SchrangTV

38. https://www.youtube.com/c/PI-PolitikSpezial

39. https://www.youtube.com/c/COMPACTTV

40. https://www.youtube.com/c/CGArvay

41. https://www.youtube.com/c/TichysEinblick

42. https://www.youtube.com/c/AchgutPogo

43. Vgl.: CeMAS: Die Bun­des­tags­wahl 2021. Welche Rolle Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gien in der Demo­kra­tie spielen, Oktober 2021: https://cemas.io/publikationen/die-bundestagswahl-2021-welche-rolle-verschwoerungsideologien-in-der-demokratie-spielen/die-bundestagswahl-2021-welche-rolle-verschwoerungsideologien-in-der-demokratie-spielen.pdf, S. 73 ff.

44. http://www.businessad.de/sites/default/files/import/current/pdf/media_TichysEinblick.pdf

45. https://twitter.com/RolandTichy

46. Die Selbst­aus­sage von 560.000 ver­teil­ten Exem­pla­ren lässt sich nicht überprüfen.

47. https://www.facebook.com/rtdeepoch

48. https://de-de.facebook.com/EpochTimesPanorama/

49. https://t.me/QlobalChange
Der größte eng­lisch­spra­chige QAnon-Kanal hat 330.000 Abonnent:innen, der größte deutsch­spra­chige 150.000. Vgl.: Miro Dittrich: Wie QAnon-Anhänger*innen die Bun­des­tags­wahl prägen: https://cemas.io/btw21/qanon/

50. https://t.me/QAnons_Deutschland

51. Deplat­forming meint die Stra­te­gie, anstelle oder ergän­zend zur inhalt­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung, pro­ble­ma­ti­sche Inhalte und ihre Anbier/​innen auf digi­ta­len Platt­for­men wie Sozia­len Medien zu sperren.

52. 2012 sagte die RT-Chef­re­dak­teu­rin Mar­ga­rita Simon­jan: „The Defense Minis­try was fight­ing with Georgia, but we were con­duc­ting the infor­ma­tion war, and what’s more, against the whole Western world.”, https://medium.com/dfrlab/question-that-rts-military-mission-4c4bd9f72c88

53. https://t.me/s/AllesAusserMainstream

54. https://t.me/s/samueleckert

55. „Es muss eine Koali­tion zur Ver­tei­di­gung der nationa­len Sou­ve­rä­ni­tät geben – von links bis zur demo­kratischen Rechten. Lafon­taine sagt, sein Herz schlage links. Gau­wei­ler sagt, er habe das Herz auf dem rechten Fleck.“ Jürgen Elsäs­ser im Inter­view mit Galore, 2007. Abruf­bar auf: https://juergenelsaesser.wordpress.com/2009/04/21/was-ahmadinedschad-wirklich-gesagt-hat/

56. Anette Kahane spricht von „Umweg­be­grif­fen“, um den Hass auf „die als jüdisch wahr­ge­nom­mene Kom­ple­xi­tät aus­zu­drü­cken“. S.: Anette Kahane: Down the rabbit hole. Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gien: Basis­wis­sen und Hand­lungs­stra­te­gien. Amadeu Antonio Stif­tung 2021: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/down-the-rabbit-hole-wissen-und-handeln-gegen-verschwoerungserzaehlungen-71991/

57. Vgl.: Studie von Nachtwey, Schäfer, Frei: Poli­ti­sche Sozio­lo­gie der Corona-Pro­teste, 2020

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